Olympia 2024 neigt sich dem Ende zu. Zwei Wochen lang feierte sich das politisch und gesellschaftlich aufgewühlte Frankreich selbst. Eine fulminante Eröffnung, Rekorde beim Ticket-Verkauf, tolle Wettbewerbe vor den Symbolen der Weltstadt Paris, grandiose Stimmung selbst bei Randsportarten. Was wurde vor den Spielen geunkt und geschimpft. Fast nichts davon trat ein. Im Gegenteil: Paris als Austragungsort setzt Maßstäbe.
Deutschland, in dem gerade die schöne EM-Stimmung verklungen ist, sollte sich das als Beispiel nehmen. Viel zu lange wurden hierzulande sportliche Großereignisse verteufelt und mit Bürgerbegehren bekämpft. Man muss kein Freund von IOC oder UEFA werden, um die positive Energie zu erkennen, die in diesem Sommer von den beiden Sportfesten ausging. Gesellschaftlich, weil sie Länder zusammenführten. Aber auch wirtschaftlich, obwohl weder in Deutschland noch in Frankreich in überdimensionierte neue Sportstätten investiert wurde. Das ist zum einen – Vorsicht Modewort! – sehr nachhaltig. Zum anderen verfügen westliche Großstädte über eine ausreichende Infrastruktur, die lediglich modernisiert werden muss. Gerade dem trägen, bürokratischen und umständlichen Deutschland könnten Olympische Spiele jenen Tritt in den Allerwertesten geben, den es offensichtlich braucht.
Seit München 1972 – die Älteren erinnern sich – wartet die starke Wirtschaftsnation Deutschland auf eine Rückkehr der Spiele. Warum nur? Weil das Land eben auch die Bewerbungen umständlich und bürokratisch angeht. Letzte Woche unterschrieb die Bundesregierung eine Grundlagenvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund. Man erahnt schon die ganzen Machbarkeitsstudien und Planfeststellungsverfahren. Um es noch etwas komplizierter zu machen, sollen sich gleich mehrere Städte gemeinsam bewerben. Wer braucht schon den Spirit in einem olympischen Dorf, wenn er mit der Deutschen Bahn durchs Land pendeln kann? Ironie beiseite: Wenn sich Deutschland bewerben will, dann mit einer Stadt, einer klaren Botschaft und Politikern, die dafür mit echter Begeisterung werben. Paris 2024, aber auch schon London 2012 haben gezeigt, wie toll das sein kann. Mike.Schier@ovb.net