Ärger mit der Biomasse: Klimaminister Robert Habeck (Grüne). © dpa
München/Berlin – Das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK) hat einem Bericht über Pläne für eine CO2-Abgabe auch auf Holzenergie deutlich widersprochen. „Es ist keine CO2-Abgabe auf Holz geplant. Diese wird es nicht geben“, teilte eine Sprecherin des Ressorts von Robert Habeck (Grüne) in Berlin mit. Über ein Konzept der Bundesregierung dafür hatte die „Welt am Sonntag“ berichtet. Eine Debatte, die gerade in Bayern einigen Sprengstoff bergen würde, da in keinem anderen Bundesland so viel mit Holz geheizt wird.
In der Bundesregierung laufen nach Angaben der Sprecherin Beratungen über die Nationale Biomassestrategie. Dabei gebe es Abstimmungen zwischen den Ressorts BMWK, Landwirtschaft und Umwelt, die für diese Strategie federführend seien. „Grundsätzlich kommentieren wir keine Leaks“, erklärte die Sprecherin. Sie könne aber sagen, von einer Einführung eines CO2-Faktors für die Holzverbrennung „ist keine Rede“ – hier gebe es „ein klares Dementi“.
Die „Welt am Sonntag“ bezog sich laut Bericht auf den jüngsten, noch unveröffentlichten Entwurf der Biomassestrategie (Nabis) vom Februar. Im Entwurf sei konkret von einer „Entwicklung eines Konzepts für die Anwendung eines CO2-Faktors für holzartige Biomasse“ die Rede.
Wörtlich heiße es: „Die Bundesregierung wird bis 2025 ein Konzept entwickeln, wie die Klimawirkung der energetischen Nutzung holzartiger Biomasse – insbesondere auf europäischer Ebene – adäquat abgebildet werden kann, zum Beispiel indem ein realistischer und angemessener CO2-Faktor für die Verbrennung von holzartiger Biomasse eingeführt wird.“
Weiter hieß es in dem Bericht, das Umweltbundesamt (UBA) habe das Informationstool „CO2-Rechner“ auf seiner Webseite bereits neu programmiert und Holzenergie dabei von klimaneutral auf klimaschädlich herabgestuft: Der Verbrennung von einer Tonne Holz werde dort nun eine Emission von 1,77 Tonnen CO2 zugeschrieben. Bislang habe Holz als klimaneutraler, erneuerbarer Brennstoff gegolten.
Sollte sich die Einstufung der Holzenergie als klimaschädlich bewahrheiten, würde das eine Million private und kommunale Betreiber von Pellet- und Holzzentralheizungen, Nahwärmenetzen und Kraftwerken empfindlich treffen. Der Wärmewende dürfte ein erheblicher Rückschlag drohen. Nach Information des aktuellen Zensus ist in Bayern in 13 Prozent der Gebäude Holz der Hauptenergieträger. Kaminöfen, die neben der Zentralheizung betrieben werden, sind hierbei gar nicht erfasst. Vor allem in der Oberpfalz, in der Fränkischen Schweiz und im Bayerischen Wald ist Holz ein gefragter Energielieferant.
FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler kritisierte das Umweltbundesamt, es sei beim Thema Biomasse „leider erneut auf dem Holzweg“. Er forderte: „Anstatt das gewählte Parlament zu übergehen, sollte das Amt sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Holz ist und bleibt in seiner Gesamtbilanz ein klimaneutraler Brennstoff. Das haben wir unmissverständlich im Gebäudeenergiegesetz festgelegt.“
Der Zorn aus Bayern kam sofort. „Völlig irre“, schimpfte Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger, für Teile der Waldpolitik zuständig. Er glaubt Habecks Dementi nicht. „Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Meine Einschätzung: Da läuft was“, nur wegen der Erfahrungen mit dem Heizgesetz werde jetzt erst mal abgewartet.
CM/DPA/CD