Große Euphorie: Die charismatische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr bodenständiger Vize Tim Walz reiten gerade die Erfolgswelle. Neue Umfragen sehen das Demokraten-Duo in drei wichtigen Bundesstaaten nicht gerade knapp (50 zu 46 Prozent) vor dem Republikaner Donald Trump. Diese drei der insgesamt 50 Bundesstaaten gehören praktisch zu den wahlentscheidenden Königsmachern der Präsidentschaftswahl, da die Wähler in den „Swing-States“ immer wieder zwischen Demokraten und Republikanern wechseln.
Doch Vorsicht vor zu viel Optimismus. Es sind immer noch dieselben Demokraten, die es nicht geschafft hatten, in fast vier Jahren unter Präsident Joe Biden eine geregelte Nachfolge in die Wege zu leiten. Stattdessen entblößten sie ihre versteinerten Strukturen, indem sie sich – bis es wirklich nicht mehr ging – verzweifelt an Bidens Kandidatur klammerten und dann Harris in einer Hauruckaktion in die neue Position hoben.
Klar, die neue Kandidatin verschafft den Demokraten Aufwind, und Trump wütet vor sich hin. Doch Umfragen sind nur eine Momentaufnahme, und bis zur Wahl in knapp drei Monaten kann die Wählergunst schnell umschwenken – das hat das Attentat auf Trump gezeigt. Für Harris gilt es jetzt, bei dem TV-Duell im September richtig zu punkten. Stellt sie es clever an, kann sie Trumps plumpe Provokationen mit inhaltlicher Finesse entkräften. Und trotzdem: Europa und Deutschland sollten sich nicht einfach gutgläubig zurücklehnen – sondern sich auch auf einen möglichen Präsidenten Trump vorbereiten. So, wie es die Union schon länger predigt. Leonie.Hudelmaier@ovb.net