In den letzten Jahren hat ein verlockender Trugschluss manche Träumer verzückt, zeitweise sogar die Brüsseler Verbrennerverbieter: Wenn wir alle mit Feuereifer die deutsche Autoindustrie schlechtreden und kaputtmachen, wird‘s bald dem Klima besser gehen. Falsch: Dann werden Autos woanders gebaut, nach chinesischen Umwelt- und Sozial-„Standards“ zum Beispiel, während wir in eine volkswirtschaftliche Rezession stürzen, an deren Ende wir uns viel weniger Klimaschutz leisten können als vorher. Der neue FDP-Plan zur Auto-Stärkung, explizit gegen „grüne Politik“, ist vor diesem Hintergrund mal eine angenehme Abwechslung mit richtigem Ziel. Leider sind die vorgeschlagenen Schritte teils altbacken und kontraproduktiv.
Die FDP will massiv mehr Autos in Innenstädte locken, Parken kostenlos oder hoch subventioniert. Sie will Verkehrsraum von Fußgängern und Radfahrern rückverteilen. Herrje: Da geht‘s doch nicht um Anti-Auto-Ideologie, sondern um lebenswerte Innenstädte. Die Menschen in Städten, auch in mittelgroßen, profitieren von emissionsfreier, leiserer Mobilität. Es ist ein Erfolg, keine grüne Verblendung, wenn Parksuchverkehr und Blechlawinen nicht um den Marktplatz kreisen. Wer Innenstädte beleben, ein Einkaufserlebnis gegen das Online-Versandgeschäft setzen will, muss sie mit Lebensqualität füllen, nicht mit Autos. Das zu gestalten, ohne Einpendler und ältere Anwohner zu schikanieren, ist ein Balanceakt, den die Kommunen vor Ort leisten müssen. Er klappt auch in München nicht immer gut. Plumpe Retro-Pläne aus einem Parteivorstand in Berlin tragen aber nicht zur Lösung bei. Christian.Deutschlaender@ovb.net