Keine Regierungsbildung während der Olympischen Spiele. Das war die Ansage des französischen Präsidenten, in der ja auch eine Ankündigung steckte: Nach dem Sport würde es wieder um Politik gehen. Emmanuel Macron hoffte wohl, in der Zwischenzeit, die schönen Pariser Bilder im Rücken, seiner Wunsch-Lösung einer breiten Koalition von vernünftigen Linken und Rechten mit dem eigenen Lager näher zu kommen. Wenig deutet darauf hin, dass das geklappt hat. Und nun?
Der Präsident hat seinen Spieltraum ausgereizt. Sechs Wochen nach der Parlamentswahl, aus der das Linksbündnis als Sieger hervorging, müsste er das eigentlich einsehen und auf das siegreiche Lager zugehen. Immerhin ist jetzt ein Treffen geplant, bei dem auch die linke Kandidatin für das Amt des Regierungschefs dabei sein soll. Das ist ein erster Schritt, und man muss erwarten, dass beide Seiten ihn nutzen, um endlich Verantwortung zu zeigen. Das gilt ausdrücklich auch für das Linksbündnis, das bisher so tat, als habe es den Anspruch auf Alleinregierung. Dabei ist es nur der stärkste von drei ähnlich großen Blöcken.
In Frankreich ist man eigentlich an klare politische Mehrheitsverhältnisse gewöhnt. Die vertrackte Lage ist der Preis dafür, den Sieg der Rechtsnationalisten um Marine Le Pen verhindert zu haben. Damit konstruktiv umzugehen, das Taktieren zu beenden, ist jetzt Pflicht, wenn Macron und Co. ihre Glaubwürdigkeit nicht ganz verspielen wollen. Marcus.Maeckler@ovb.net