Die Angst vor einem Tschernobyl 2.0

von Redaktion

Sorge um Saporischschja

Wladimir Putin ist so schwach wie nie. Der ukrainische Vorstoß in der Region Kursk ist eine Blamage für den Kreml-Chef: Nachdem seine „Spezialoperation“ ohnehin schon schleppend voranging, konnte er nicht mal einen Einmarsch in sein eigenes Land verhindern. Doch für Siegesfeiern ist es zu früh: Niemand weiß, wie Putin auf diese Bloßstellung reagieren wird. Mit den Kämpfen rund um das Atomkraftwerk Saporischschja wird bei den Ukrainern die Angst vor einem Tschernobyl 2.0 geschürt. Gerade erst hatte es am Kühlturm des ukrainischen Kernkraftwerks gebrannt, nun die Explosion unweit der Sicherheitszone. Nuklearexperten blicken mit Sorge auf das größte Atomkraftwerk Europas – so wie auch viele internationale Beobachter.

Putin spielt nicht nur mit der nuklearen Sicherheit der Ukraine, sondern auch mit einem tief sitzenden Trauma vieler Europäer. Das hat er bereits getan, als er das AKW im Oktober 2022 zu russischem Eigentum erklärt hatte: eine nukleare Erpressung, so wie seine vielen Atombomben-Drohungen. Experten versichern zwar, dass die Anlage sehr viel sicherer als Tschernobyl ist – doch für einen Luftangriff oder massiven Artilleriebeschuss wurde das AKW Saporischschja nicht gebaut.

Dass niemand so richtig weiß, wie wahrscheinlich eine nukleare Katastrophe in Saporischschja ist, macht das Kraftwerk zum idealen Druckmittel für Putin. Die Angst vor einer Reaktor-Explosion spielt auch all jenen in die Karten, die einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine fordern – und der Meinung sind, Selenskyj sollte seine Gebiete im Osten an Russland abtreten. Dass Moskau zugleich auch noch der Ukraine vorwirft, ihr eigenes AKW anzugreifen, macht diese Kriegsstrategie besonders perfide. Kathrin.Braun@ovb.net

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