Wertschätzung: Fehlanzeige

von Redaktion

Senioren in München

Die Würde des Menschen ist unantastbar – so heißt es in Artikel 1 des Grundgesetzes. Runtergebrochen auf den Alltag bedeutet das sicher auch, einen Platz für seine Notdurft zu finden. Oder auch andere Geschäfte des täglichen Lebens autonom verrichten zu können. Wer – wenn nicht die ältere Generation – hätte so gesehen mehr mit dem Verlust der Würde zu kämpfen? Das treibt die 300 000 Münchner über 60 und ihre Vertreter im Seniorenbeirat in letzter Zeit verstärkt um, denn sie kämpfen an allen Ecken und Enden der Stadt mit den Defiziten einer verfehlten Politik.

Klar ist es auch für Jugendliche unbefriedigend, wenn sie bei vielen Dingen, die sie betreffen – wie Schule, Politik oder Freizeitangebote – nur wenig mitzureden haben. Auch das knappe Taschengeld-Budget wird bestimmt als unerfreulich empfunden. Doch schlimmer ist es, wenn man alles schon mal hatte und konnte und immer mehr an Selbstständigkeit verliert. Wenn man nicht mehr in der Lage ist, einen Termin beim Arzt zu vereinbaren, weil das nur noch digital geht, oder die Stufen zur Wohnung unüberwindbar erscheinen. Allerdings klingen fehlende Bänke und Busse nicht nach unlösbaren Problemen. Dass die Stadt sich dieser Probleme zu wenig annimmt, ist vielleicht generell einer „Weltstadt mit Herz“ nicht würdig. So ist es auch kein Wunder, dass es dem Seniorenbeirat allmählich reicht und er als gewähltes Gremium ein Budget haben will. Und so neben Klos und Bänken ein wenig Würde für ältere Menschen erkämpfen will. Gabriele.Winter@ovb.net

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