Obama über Harris: „Yes she can“

von Redaktion

Zurück auf der großen politischen Bühne: Ex-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle stärken der Demokratin Kamala Harris den Rücken. © Raedle/AFP

Chicago – Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bekam beim Parteitag der Demokraten besonders prominente Unterstützung. Der frühere US-Präsident Barack Obama und dessen Frau Michelle priesen Harris als eine Kämpferin für alle Amerikaner und griff deren republikanischen Kontrahenten Donald Trump ungewöhnlich scharf an.

„Kamala Harris ist bereit für den Job“, betonte Barack Obama. Sie werde sich für jeden Amerikaner einsetzen, während sich Trump nur für sich interessiere. Er nannte Trump einen 78 Jahre alten Milliardär, der nicht aufhöre, über seine eigenen Probleme zu jammern. Und machte sich über die „kindischen Spitznamen“, die Trump für seine Gegner erfinde, und dessen „verrückte Verschwörungstheorien“ lustig. Das Land brauche nicht noch mal vier Jahre „Getöse, Stümperei und Chaos“ mit Trump. „Amerika ist bereit für eine bessere Geschichte.“

Auf großer Bühne gab Obama der Demokratin seinen Segen – und trat ihr sogar seinen früheren Slogan ab. „Yes, she can!“ (Deutsch: Ja, sie kann es), rief er unter dem Jubel der über 4500 Delegierten in Anspielung auf seinen früheren Wahlkampf-Schlachtruf „Yes, we can!“. Damit löste er sofort Sprechchöre in der Halle aus, die immer wieder angestoßen wurden.

Barack Obama war von 2009 bis 2017 Präsident und wurde damals von Trump im Weißen Haus abgelöst. Er ist bis heute einer der einflussreichsten US-Demokraten und wird mitunter wie ein Popstar gefeiert. Vielen gilt Obama als Inbegriff der Lässigkeit. Nach wie vor weiß er das zu inszenieren.

Auch Michelle Obama ist in den USA sehr beliebt. Viele Demokraten wünschen sich insgeheim, dass sie eines Tages selbst als Präsidentin antreten wird. Doch die frühere First Lady hat mehrfach klargemacht, dass sie keinerlei politische Ambitionen hat. Stattdessen macht sie nun Wahlkampf für Harris – und gegen Trump.

Die 60-Jährige lobte Harris als „eine der qualifiziertesten Personen, die sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben haben“. Sie warf Trump unter anderem vor, er verbreite „hässliche, frauenfeindliche und rassistische Lügen als Ersatz für echte Ideen und Lösungen“ – ungewöhnlich harte Worte der Ex-First-Lady. Mit Harris liege Hoffnung in der Luft. Sie mahnte aber auch: „Egal, wie gut wir uns heute Abend oder morgen oder übermorgen fühlen, es wird ein harter Kampf werden.“ Das Rennen zwischen Harris und Trump werde sehr eng, warnten sie und ihr Mann. Die jüngste Umfrage zeigte am Montag, dass Harris 1,5 Prozentpukte vor dem Rechtspopulisten liegt.

Am zweiten Tag ihrer Versammlung bestätigten die Demokraten in einer zeremoniellen Abstimmung die Nominierung der 59-jährigen Harris als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl im November. Da Harris bereits Anfang August in einer elektronischen Abstimmung offiziell nominiert worden war, hatte das Parteitagsvotum nur noch symbolischen Charakter – und wurde als Party zelebriert.

Auch Harris‘ Ehemann Doug Emhoff sprach bei dem Parteitag. Emhoff ist der erste Mann in der Geschichte des Landes, der die Rolle des Second Gentleman übernahm, als Harris Vizepräsidentin wurde. Er ist auch der erste jüdische Vizepräsidenten-Partner in der US-Geschichte. Falls Harris es als erste Frau ins Präsidentenamt schaffen sollte, wäre er der erste First Gentleman Amerikas. Der 59-Jährige gab seinen Job als Anwalt auf, um sich ganz seinen repräsentativen Pflichten an der Seite von Harris zu widmen. „Ich liebe dich so sehr und ich bin so stolz darauf, wie du dich für uns alle einsetzt“, sagte der 59-Jährige an seine Frau gerichtet, die allerdings gar nicht anwesend war, sondern Wahlkampf im angrenzenden Bundesstaat Wisconsin machte. „Ich liebe dieses Lachen“, sagte Emhoff in Anspielung auf Trump, der das schallende Lachen seiner Rivalin als das „einer Verrückten“ bezeichnet hat.

Harris und Emhoff hatten sich erst später im Leben kennengelernt. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date, im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe – sie nennen Harris „Momala“. Emhoff erzählte davon, wie er Harris kennengelernt hat. Er habe ihr damals eine Sprachnachricht auf dem Telefon hinterlassen. Harris spiele sie ihm jedes Jahr zum Hochzeitstag vor. Das stehe ihm auch heute bevor: ihrem zehnten Hochzeitstag.

Artikel 7 von 11