Islamabad – Großer Polit-Ärger um eine Handtasche: Sicherheitskräfte haben Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) auf dem Weg zum Gespräch mit Pakistans Premier aufgehalten. Die Ansage: Ihre rote Handtasche dürfe die deutsche Ministerin nicht in den Präsidentenpalast mitnehmen.
Schulze drehte sie sich um und wollte zurück zu ihrer Limousine, das Abendessen mit Premier Shehbaz Sharif drohte zu platzen. Eine heikle diplomatische Situation, dokumentiert von einem Team des ZDF. Wie unsere Zeitung aus Delegationskreisen erfuhr, gab es schon im Vorfeld Irritationen. Die pakistanische Seite hatte immer wieder die Regeln für das Treffen geändert. Der Ärger um die Handtasche war dann zu viel. Als Ministerin genießt Schulze diplomatische Immunität. Mit ihrem drohenden Abgang setzte die Ministerin das Zeichen: mit mir nicht.
Ein Grund für die Nervosität der pakistanischen Sicherheitsleute: Das Abendessen fand am Vorabend einer großen Demonstration in Islamabad statt. Das Regierungsviertel wurde abgeriegelt. Der aktuelle Präsident ist erst seit gut einem Jahr im Amt. Sein Vorgänger ist in Haft, was Anhänger der Oppositionspartei auf die Straße treibt.
So ruppig das Treffen begann, so harmonisch verlief aber dann das Abendessen. Die Sicherheitskräfte lenkten schnell wieder ein, als Schulze zu gehen drohte – sie durfte mit ihrer roten Handtasche zum Termin. Die Entwicklungsministerin sprach mit dem pakistanischen Premier und seinem Kabinett gut zwei Stunden hauptsächlich über Wirtschaftspolitik. Pakistan hat großes Interesse daran, dass mehr deutsche Firmen hier produzieren. Das Land ist ein wichtiges Produktionsland für Textilunternehmen.
Ministerin Schulze schaut sich bei ihrer dreitägigen Reise an, wie das deutsche Lieferkettengesetz bei der Herstellung von Textilien eingehalten wird. Am Donnerstag reiste sie dafür nach Lahore. Dort besuchte sie eine Sockenfabrik, die auch den deutschen Markt beliefert. Das Unternehmen hatte bereits in der Vergangenheit versucht, die Arbeitsumstände zu verbessern.
ANNE MERHOLZ