Fliegende Spione über Schleswig-Holstein

von Redaktion

Nächtliche Drohnenflüge über kritischer Infrastruktur registriert – Klingbeil sagt Ukraine weitere Hilfen zu

Drohnen werden auch im Krieg in der Ukraine eingesetzt. © AFP

München – Sie kommen nachts und sind bis zu 100 km/h schnell. Seit dem 8. August werden immer wieder mysteriöse Drohnenflüge über Schleswig Holstein wahrgenommen. Die Überflüge können bislang nicht gestoppt werden.

Ziel der Flugobjekte ist offenbar der ChemCoast Park Brunsbüttel, berichtet der „Spiegel“ unter Bezugnahme auf einen vertraulichen Lagebericht. Dabei handelt es sich ein Industriegebiet für Unternehmen aus der Chemie- und Mineralölwirtschaft. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittle bereits wegen des „Verdachts der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken“. Staatsschützer des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein gehen nach Informationen der „Bild“ davon aus, dass es sich um russische Drohnen handelt. Angenommen wird demnach, dass die bislang nicht zu fassenden Drohnen unbemannte „Orlan-10“-Drohnen sind, die eine Reichweite von 500 bis 600 Kilometern haben. Eine der Drohnen soll demnach am 20. August auch ein Kernkraftwerk überfolgen und somit eine Flugverbotszone missachtet haben.

In den vergangenen zwei Wochen seien fast jede Nacht bis zu vier der Flugobjekte über dem Gelände aufgetaucht. Den Berichten nach versuchte zunächst die eingeschaltete Polizei, die Verfolgung aufzunehmen, deren Drohnen mit den Hightech-Eindringlingen allerdings nicht mithalten konnten. Die Polizei vermute, dass es sich um Militärdrohnen handle. Inzwischen sei die Bundeswehr alarmiert worden. Die Staatsanwaltschaft Flensburg bestätigte Ermittlungen „gegen unbekannt“.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Zentrum Luftoperationen stehe in dem Fall in engem Kontakt mit den Landesbehörden. Die Bundeswehr stelle der Polizei Radardaten zur Verfügung, um das Lagebild zu vervollständigen. Dies gehöre zur Daueraufgabe Sicherheit im Luftraum. Ein Sprecher des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin ergänzte, diese Amtshilfe werde seit vergangenem Montag geleistet.

Das Bundesinnenministerium wollte sich nicht äußern. „Der zu Grunde liegende Sachverhalt liegt ausschließlich in der Zuständigkeit der Landespolizei Schleswig-Holstein“, sagte eine Sprecherin. Die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt seien unterstützend im Einsatz.

Unterdessen hat SPD-Chef Lars Klingbeil der Ukraine weitere Unterstützung zugesagt. Sollte es nicht gelingen, die Milliardenerträge aus den eingefrorenen russischen Vermögen wie geplant der Ukraine zur Verfügung zu stellen, werde Deutschland mit zusätzlichen Mitteln einspringen, sagte er der „Bild“.

Klingbeil verwies darauf, dass über Zinserträge aus den russischen Vermögen Ukraine-Hilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro auf europäischer Ebene generiert werden sollen. Angesprochen auf rechtliche und politische Unsicherheiten, sagte der SPD-Chef: „Und wenn das nicht funktioniert, dann müssen innerhalb der Regierung Lösungen gefunden werden.“

Es dürfe nicht der Punkt erreicht werden, an dem gesagt werde: „Jetzt ist kein Geld mehr da für die Ukraine.“ In dem Fall „sind wir natürlich in der Pflicht, in Deutschland zu gucken, wo da Geld herkommt“, sagte Klingbeil. „Da müssen Lösungen gefunden werden und die finden wir dann auch.“

Zuletzt hatte es Angaben gegeben, wonach im kommenden Jahr für die Hilfen keine Haushaltsmittel über bereits eingeplante vier Milliarden Euro hinaus zur Verfügung stehen sollen.
HOR/DPA/AFP

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