Mehr Bürokratie ist keine Lösung

von Redaktion

Behandlungsfehler verhindern

75 Todesfälle durch Ärztepfusch, dazu eine große Dunkelziffer an Behandlungsfehlern mit dramatischen Folgen, die als solche gar nicht anerkannt werden: Angesichts des Leids, das durch solche Schlampereien entsteht, ist die Forderung nach einer Beweislast-Umkehr nachvollziehbar. Denn bislang ist es in Deutschland so, dass Patienten nachweisen müssen, dass dem Arzt oder Klinikpersonal ein Fehler unterlaufen ist. Und dass ihr gesundheitliches Problem wirklich darauf zurückzuführen ist. Ärzte werden deshalb nur sehr selten für ein Versagen belangt. Und trotzdem wäre eine Beweislastumkehr fatal.

Denn das würde bedeuten, dass Ärzte beweisen müssen, dass sie keinen Fehler gemacht haben. Die Folge wäre weniger eine Stärkung der Patientenrechte, sondern dass die Bürokratie, ein Kernproblem des Gesundheitswesens, völlig ausufern würde. Ein Heer von Juristen würde schlaue Formulare entwerfen, die Ärzte nach jeder OP ausfüllen müssen, um dadurch juristisch aus dem Schneider zu sein. Laut einer Studie verbringt ein niedergelassener Arzt im Schnitt 26 Prozent seiner Arbeitszeit mit Bürokratie. Eine Folge der Beweislastumkehr wäre, dass Ärzte noch weniger Zeit für ihre eigentliche Aufgabe hätten: die Patientenbehandlung.

Wichtig wäre hingegen ein offenerer Umgang mit Dingen, die im OP oder in der Praxis falsch laufen. Angst vor juristischem Ärger führt schon heute dazu, dass Behandlungsfehler vertuscht werden. Aber nur, wenn Fehler offen angesprochen werden, lassen sie sich künftig vermeiden. Klaus.Rimpel@ovb.net

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