Wirkungsvolle Schmeicheleien: Wladimir Putin und Donald Trump beim G20-Gipfel in Hamburg 2017. © Vucci/dpa
Washington – Donald Trump prahlt im Wahlkampf gerne, dass er als US-Präsident den Krieg in der Ukraine schnell beenden werde. Doch ein neues Buch von Trumps einstigem Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster (At War with Ourselves: My Tour of Duty in the Trump White House, also: Im Krieg mit uns selbst: Meine Pflichterfüllung in Trumps Weißem Haus) weckt Zweifel an dieser Selbsteinschätzung: Laut dem Drei-Sterne-General habe sich Trump naiv von dem KGB-geschulten russischen Präsidenten Wladimir Putin um den Finger wickeln lassen.
„Putin, ein rücksichtsloser ehemaliger KGB-Mann, bediente Trumps Ego und seine Unsicherheiten mit Schmeicheleien“, schreibt McMaster in seinem Buch. So zeigte sich Trump begeistert darüber, dass Putin ihn öffentlich als „sehr außergewöhnliche Person, ohne jeden Zweifel talentiert“, gelobt habe. Putin habe Trumps Anfälligkeit gegenüber Lob und dessen Begeisterung für starke Männer ausgenutzt, so McMaster.
Der Einfluss des Kremlchefs auf Trump sei geradezu hypnotisch gewesen. Trump sei „zu sehr von seiner Fähigkeit überzeugt gewesen“, die Beziehungen zum Kremlchef verbessern zu können. „Die Tatsache, dass die meisten außenpolitischen Experten in Washington für ein hartes Vorgehen gegenüber dem Kreml plädierten, schien den Präsidenten nur zum Gegenteil zu treiben.“
Vor einem Vier-Augen-Gespräch Trumps mit Putin beim Hamburger G20-Gipfel im Juli 2017 warnte McMaster seinen Chef: „Mr. President, Putin ist der beste Lügner der Welt.“ Ausgehend von den Erfahrungen Bushs und Obamas mit dem Kremlherren, habe der Sicherheitsberater Trump gesagt, dass Putin mit der vagen Versprechung von besseren Beziehungen versuchen werde, alles zu bekommen, was er wolle: Sanktionserleichterungen und den US-Abzug aus Syrien und Afghanistan. Trump sei über diese „negativen Schwingungen“ wütend geworden. „Ich sagte, was ich sagen musste“, so McMaster. „Ich sagte ihm, ich hoffe, er würde Putin so Kontra geben, wie er es mir gegenüber tat.“
McMaster erklärte in seiner Funktion als Sicherheitsberater, dass es keinen Zweifel an Russlands Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl 2016 gebe. Das war für Trump Anlass, den General zu feuern – per Twitter. McMaster war bereits der zweite Sicherheitsberater Trumps: Er ersetzte im Februar 2017 Michael Flynn, der damals über seine Kontakte zum russischen Botschafter Sergey Kislyak stürzte.
Nach McMaster wurde John Bolton Trumps Sicherheitsberater. Bolton hielt es 17 Monate im Weißen Haus aus. Später warf er Trump im Amtsenthebungsverfahren vor, die Militärhilfe von 391 Millionen Dollar für die Ukraine an Ermittlungen gegen den damaligen US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden geknüpft zu haben. Anders als Bolton hatte sich McMaster bislang nicht negativ über Trump geäußert. Der General betont, er sei in seinem Amt unpolitisch und nur der Sicherheit der USA verpflichtet gewesen.
Schon während Trumps Amtszeit gab es Berichte, dass Trump durch Putin erpressbar sei. Laut einem Dossier des britischen Ex-Geheimdienstmitarbeiters Christopher Steele habe der russische Geheimdienst Filmmaterial von Sex-Orgien Trumps mit Prostituierten in einem Hotel in Moskau von 2013.
KLAUS RIMPEL