Von kleinen und großen Teufelchen

von Redaktion

Unions-Zank wegen Grünen

Seit die Grünen die Übergangs-Ampel aufs politische Altenteil geschoben haben und stattdessen wieder der Union schöne Augen machen, ist man sich auch zwischen CSU und CDU plötzlich nicht mehr grün: Eine Art Unvereinbarkeitsbeschluss mit den Grünen verlangt CSU-Chef Markus Söder und weist deren „peinliche Anbiederung“ entrüstet zurück. Keine Koalitionsoption voreilig ausschließen, kontert NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, der in Düsseldorf selbst eine schwarz-grüne Koalition führt.

Da geraten, wenig überraschend, nicht nur die beiden Unions-Reserve-Kanzlerkandidaten aneinander, sondern auch zwei Denkschulen: Söder, lange selbst auf weichgespültem Merkel-Kurs, will die Union wieder kantiger ausrichten und hofft, so misstrauische konservative Wähler zurückholen zu können, um nach einem Wahlerfolg aus einer starken Position heraus Koalitionsgespräche mit einer dann (hoffentlich) pragmatischeren Klingbeil- oder Pistorius-SPD führen zu können. Wüst und Merz hingegen wollen sich möglichst viele Optionen offenhalten, um nach der Bundestagswahl in gleichzeitigen Verhandlungen mit SPD und Grünen den Preis drücken zu können. So, wie es Boris Rhein in Hessen gerade mit Erfolg vorexerziert hat.

Für beide Positionen lassen sich Argumente finden, wobei die Union sich nicht überall in einer so komfortablen Lage befindet wie in Söders Bayern, wo die Freien Wähler als natürlicher Mehrheitsbeschaffer bereitstehen. Deren niederbayerischer Stammesführer Hubert Aiwanger verfügt aus CSU-Sicht zwar auch über erhebliches Nervpotenzial. Doch ist er, verglichen mit dem „Kanzlerkandidaten“ Habeck, für Söder der kleinere Teufel. Ein Coup ist den zuletzt nicht gerade erfolgsverwöhnten Grünen jedenfalls schon gelungen: Sie haben ihren epischen Ampelstreit für einen Moment elegant in die Reihen der Union getragen. Georg.Anastasiadis@ovb.net

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