Symbolischer Handschlag: Robert F. Kennedy Jr. (l.) mit Donald Trump in Glendale, Arizona © Noble/AFP
Washongton – Der Hype scheint noch immer ungebrochen: Das Wahlkampfteam von US-Vize Kamala Harris hat nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Kandidatur Spenden in Höhe von 540 Millionen US-Dollar (rund 482 Millionen Euro) eingesammelt. Das Team sprach von einem „Rekord“. Allein während des Parteitags der Demokraten vergangene Woche in Chicago seien mehr als 80 Millionen US-Dollar gespendet worden. Die größte Unterstützung habe es nach der Rede von Harris am Donnerstag gegeben.
Doch das knappe Rennen um das Weiße Haus ist noch keineswegs gelaufen – erst recht nicht, seit der unabhängige US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. seine Wahlkampagne ausgesetzt hat und an der Seite des republikanischen Kandidaten Donald Trump aufgetreten ist. „Ich glaube nicht mehr, dass ich eine realistische Chance auf einen Wahlsieg habe“, sagte Kennedy auf einer Pressekonferenz. Er werde in mehreren umkämpften Bundesstaaten nicht antreten und stattdessen den republikanischen Kandidaten unterstützen.
Der 70-jährige Verfechter von Verschwörungsmythen übte deutliche Kritik an der Demokratischen Partei, der er lange selbst angehört hatte. Unter anderem monierte Kennedy, dass Kamala Harris nach Joe Bidens Verzicht auf eine erneute Kandidatur zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten gekürt wurde, ohne bei den Vorwahlen angetreten zu sein. Als weitere Gründe für die Abkehr von den Demokraten nannte er die Meinungsfreiheit und den Krieg in der Ukraine.
Ein paar Stunden nach seiner Pressekonferenz erschien Kennedy bei einer Wahlkampfveranstaltung von Trump in Glendale an der Seite des Republikaners. Sein Auftritt wurde mit Feuerwerk und dem Foo-Fighters-Song „My Hero“ (Mein Held) zelebriert. Auf der Bühne sagte ein etwas unbehaglich wirkender Kennedy, er wolle sich mit einem künftigen Präsidenten Trump dafür einsetzen, „die Chemikalien aus unserem Essen herauszubekommen“. Trump sagte, zusammen würden sie gegen „das korrupte politische Establishment“ kämpfen und „die Kontrolle über dieses Land dem Volk zurückgeben“.
An der Seite von Kennedy kündigte Trump mit Blick auf dessen Familie die Einsetzung einer „unabhängigen Präsidentenkommission zu Mordversuchen“ an. Diese solle „all die verbleibenden Dokumente zur Ermordung von Präsident John F. Kennedy erhalten“. Die tödlichen Schüsse auf den Onkel von Robert F. Kennedy Jr. im Jahr 1963 sind bis heute Gegenstand einer Vielzahl von Verschwörungsmythen. Robert F. Kennedy Jr. ist der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy, der 1968 wie fünf Jahre zuvor dessen Bruder John F. Kennedy bei einem Attentat erschossen wurde.
Kennedys Familie reagierte empört auf die Entscheidung des 70-Jährigen, zur Wahl von Trump aufzurufen. „Die heutige Entscheidung unseres Bruders Bobby, Trump zu unterstützen, ist ein Verrat an den Werten, die unserem Vater und unserer Familie am Herzen liegen“, erklärte Kennedys Schwester, die Menschenrechtsaktivistin Kerry Kennedy. „Es ist ein trauriges Ende einer traurigen Geschichte“, hieß es in der Erklärung, die auch von vier ihrer Geschwister unterzeichnet wurde.
Politische Beobachter sind uneins darüber, wie sich Kennedys Entscheidung auf den Wahlkampf auswirken wird. Der 70-Jährige, dessen Zustimmungswerte derzeit bei vier bis fünf Prozent liegen, betonte, dass sein Name in den meisten Bundesstaaten auf den Stimmzetteln bleibe. In rund zehn umkämpfen Bundesstaaten, „in denen meine Anwesenheit eine Störung wäre“, werde er aber nicht zur Wahl antreten.