In der US-Politik hat man zuletzt viel Überraschendes erlebt. Allein in diesem Jahr waren es bisher das Attentat auf einen Präsidentschaftskandidaten und der Rückzug eines amtierenden Präsidenten als Bewerber. Nun darf man diesen Turbulenzen etwas Neues hinzu fügen: Ein Mitglied des traditionell den Demokraten nahestehenden Kennedy-Clans, das seine Ambitionen auf das Weiße Haus begräbt und sich hinter den Republikaner Donald Trump stellt. „Gerade wenn man glaubt, man habe alles gesehen“, kommentierte dazu die „New York Post“ so treffend.
Robert Kennedy jr., Neffe von Ex-Präsident John F. Kennedy, leistete sich ausgerechnet das, was Familienmitglieder als politischen Affront gegenüber der Dynastie sehen. Die Demokraten hätten sich dramatisch von den Kern-Werten entfernt, die man früher gekannt habe, begründete Kennedy seinen Schritt. Und: Die Partei habe alles getan, um seiner Kandidatur keine ehrliche Chance zu geben. In diesem Punkt hat er Recht: Die Demokraten versuchten, ihn in einem Teil der Bundesstaaten vom Stimmzettel zu halten, weil man Nachteile für Joe Biden befürchtete. Nun sollen sich seine Unterstützer, das will Kennedy, für Trump stark machen. Doch es wäre wohl klüger gewesen, die Kandidatur fortzusetzen und zu versuchen, Stimmen von den Demokraten abzuziehen. Denn ein Kreuzchen vor den Namen Kennedy zu machen,, dürfte für einen Teil seiner Wähler einfacher sein, als dies nun vor dem Namen Trump zu tun. Politik@ovb.net