Auf dem Nato-Stützpunkt in Geilenkirchen wurde zwischenzeitlich die zweithöchste Warnstufe ausgerufen. © Reichwein/dpa
Geilenkirchen – Hinter der vorübergehenden Anhebung der Sicherheitsstufe auf dem Nato-Luftwaffenstützpunkt Geilenkirchen bei Aachen steckten Geheimdiensterkenntnisse zu einer möglichen Bedrohung durch Russland. Es habe einen ernst zu nehmenden Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes „auf Vorbereitungshandlungen für einen wahrscheinlich russischen Sabotageakt gegen den Nato-Stützpunkt durch Einsatz einer Drohne“ gegeben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen.
Vergangene Woche hatte auf dem Nato-Stützpunkt in Nordrhein-Westfalen knapp 24 Stunden lang die zweithöchste Sicherheitsstufe gegolten. Nachdem nichts passiert war, wurden die Sicherheitsvorkehrungen wieder auf das Level zurückgefahren, das vorher gegolten hatte, das Level Bravo+. Die zweithöchste Sicherheitsstufe Charlie bedeutet im Nato-Jargon, dass ein Zwischenfall eingetreten ist oder Erkenntnisse vorliegen, dass irgendeine Form von terroristischer Aktion gegen das Bündnis wahrscheinlich ist. Es habe sich um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt, erklärte ein Sprecher. Zuvor waren wegen des Hinweises alle nicht unbedingt benötigten Mitarbeiter nach Hause geschickt worden.
Zum Bericht über mögliche russische Anschlagspläne gegen den Standort in Deutschland wollte sich ein Sprecher am Montag nicht äußern. Seinen Angaben zufolge wurden bislang keine Drohnen im Luftraum über dem Flugplatz gesichtet. Aus anderen Sicherheitskreisen hieß es jetzt jedoch, Hinweise hätten sich verdichtet, dass Russland immer skrupelloser bei Drohnenflügen über Bundeswehrstandorte vorgehe. Betroffen seien häufig auch Standorte, an denen ukrainische Soldaten ausgebildet würden.
Auch in Bündniskreisen wird als möglicher Hintergrund von Sabotageplänen gegen Militärstützpunkte die Nato-Unterstützung für die Ukraine gesehen. Demnach könne Moskau darauf abzielen, in der Bevölkerung von Mitgliedstaaten ein Bedrohungsgefühl zu erzeugen, das dazu führe, dass die militärische Unterstützung für die Ukraine infrage gestellt werde.
Der Nato-Flughafen in Geilenkirchen ist der Hauptstützpunkt von Awacs-Spezialflugzeugen, die vor allem zur Überwachung des Luftraumes im östlichen Bündnisgebiet eingesetzt werden. Am Nato-Flugplatz arbeiten nach Worten des Sprechers normalerweise etwa 1600 Menschen. Derzeit sind es allerdings deutlich weniger, da Awacs seit diesem Montag vorübergehend nur von zwei Flugplätzen in der Türkei und Norwegen starten. Hintergrund der Verlegung ist nach Angaben der Nato allerdings nicht die Bedrohungslage, sondern eine seit Längerem geplante Betriebspause in Geilenkirchen aus organisatorischen Gründen.
Dass es Saboteuren im Auftrag Moskaus gelingen könnte, mit Drohnen auf dem Stützpunkt in Geilenkirchen größere Schäden anzurichten, wird für unwahrscheinlich gehalten, weil Nato-Flugplätze mit effizienten Flugabwehrsystemen ausgerüstet sind. Zudem dürften – wenn überhaupt – modifizierte zivile Drohnen zum Einsatz kommen und keine klar Russland zuzuordnenden Kampfdrohnen.
Auch an anderen Bundeswehrstandorten wurden Sabotagefälle befürchtet. Nach einem Vorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wurde wegen des Verdachts, das Trinkwasser könnte verunreinigt worden sein, ermittelt. Sicherheitskreise gehen davon aus, dass auch die Drohnenflüge über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein Russland zuzurechnen sind.
JÖRG BLANK, ANSGAR HAASE