Paris – Mehr als anderthalb Monate nach der Parlamentswahl in Frankreich setzt Staatschef Emmanuel Macron seine Konsultationen zur Suche nach einer stabilen Regierung fort. Am Morgen empfing er die Präsidentin der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet. Auch mit der Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Rassemblement National (RN) hat sich Macron getroffen. Le Pen betrat den Elysée-Palast zusammen mit RN-Parteichef Jordan Bardella durch einen Hintereingang, ohne dass Macron zu sehen war. Nach dem Treffen bekräftigten Le Pen und Bardella ihre Ablehnung einer „wahrscheinlichen Regierung der Neuen Volksfront“. Mit Senatspräsident Gérard Larcher war ebenfalls ein Gespräch im Tagesverlauf geplant.
Auch Emmanuel Macron hat sich am Montagabend gegen eine Regierungsbildung durch das Linksbündnis Neue Volksfront entschieden. Die anderen Parteien in der Nationalversammlung würden einer solchen Regierung „sofort das Misstrauen aussprechen“, hieß es in einer Erklärung des Elysée-Palasts. Deshalb „gebietet es die institutionelle Stabilität unseres Landes, diese Option nicht zu wählen“.
Französischen Medien zufolge dürfte es am heutigen Dienstag einen weiteren Reigen an Gesprächen geben, bevor Macron möglicherweise bis Mittwochabend einen neuen Premierminister oder eine neue Premierministerin ernennt.
Bei der vorgezogenen Parlamentswahl war das Linksbündnis auf Platz eins gelandet – vor Macrons Mitte-Kräften und den Rechtsnationalen um Le Pen. Eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung erhielt kein Lager. Macron nahm zwar den Rücktritt seines Premiers Gabriel Attal an, ernannte aber keinen neuen Regierungschef. Seit der Wahl herrscht im Land politischer Stillstand. Die Konservativen schlossen eine Regierungsbeteiligung bereits aus.