Eines muss man dem Terrorregime im Iran lassen: Es ist geschickt, wenn es um das Ausnutzen der politischen Großwetterlage geht. Nun hat also Irans Führer Ayatollah Chamenei vorgeschlagen, wieder Gespräche mit den USA über ein Nuklearabkommen aufzunehmen. Das damals von Barack Obama ausgehandelte Vertragswerk war von Donald Trump mit Hinweis auf die Untauglichkeit der Vereinbarungen gekündigt worden. Von Kamala Harris weiß Teheran, dass die Demokratin im Fall eines Wahlsiegs – laut Umfragen durchaus denkbar – den Obama-„Deal“ wiederbeleben möchte. Das war jedenfalls der Standpunkt von Harris kurz vor dem Amtsantritt als Vizepräsidentin.
Die Absicht des Iran, der Experten zufolge nur noch wenige Monate vom Bau von Atomwaffen entfernt ist, ist klar: Zeit zu gewinnen. Der Lockruf mit Diplomatie soll Harris und Biden dazu bringen, Israel zum militärischen Stillhalten zu bewegen, bis man die Arbeit an den Nuklearwaffen abgeschlossen hat. Denn nach den vom Iran geförderten Attacken des 7. Oktober 2023 wird in Israel die Frage immer lauter diskutiert: Kann man sich einen Atomwaffenbesitz eines Feindes erlauben, der die Auslöschung des jüdischen Staates will? Deshalb hat Teheran wohl auch die so großspurig angekündigte Vergeltung nach der Liquidierung zweier hochrangiger Extremisten erst einmal vertagt. Man will Benjamin Netanjahu keinen Vorwand geben, auch iranische Atomfabriken ins Visier zu nehmen. Die Frage ist nun: Werden Harris und Biden da mitspielen? Politik@ovb.net