„Der Islam gehört zu Deutschland“, hat der damalige Bundespräsident Christian Wulff 2010 gesagt. Zumindest, dass er da ist, kann heute niemand mehr bestreiten. Genauso wenig allerdings, dass längst nicht alle seither zugewanderten Muslime in diesem Land angekommen sind. Sowohl in der Sprache als auch im Wertegerüst klaffen teils große Lücken, in die auch islamistische Rattenfänger stoßen können. Radikalisierung ist die Folge.
Um dem entgegenzuwirken, fordern Politikerinnen von CDU und Grünen mehr Islamunterricht an deutschen Schulen. Das staatliche Gegenangebot soll Hasspredigern in der realen und virtuellen Welt den Wind aus den Segeln nehmen. Auch in Bayern gibt es bereits an mehr als 400 Schulen islamischen Unterricht für mehr als 20 000 Schüler. Die Stunden finden den Vorgaben nach in deutscher Sprache statt und „im Geiste des Grundgesetzes“. Dieses Angebot engagiert auszubauen, ist grundsätzlich eine brauchbare Idee – aber angesichts des Mangels an geeigneten Lehrkräften wohl auch keine ganz einfache. Denn wichtig ist, dass beim Personal als auch bei den Inhalten allein der Staat die Zügel in der Hand behält, und nicht – wie teilweise in anderen Ländern – Islamverbände mit den Ton angeben, die beispielsweise dem türkischen Erdogan-Regime nahestehen.
Unabhängig von alldem sollte in der Debatte aber auch nichts verrutschen, wenn mehr Islamunterricht nun als direkte Reaktion auf das Messer-Attentat von Solingen ins Spiel gebracht wird. Dieser Täter war kein verirrter Schüler, sondern – nach allem, was man weiß – ein eingewanderter Terrorist, der das Land längst hätte verlassen müssen. Hier fehlte es nicht etwa an pädagogischen Ansätzen, sondern ganz einfach an der Umsetzung geltenden Rechts. Sebastian.Horsch@ovb.net