Vor mehr als elf Jahren bestieg der Argentinier José Bergoglio den Stuhl Petri und entzückte rasch einen erheblichen Teil seiner Zuhörer. Das Papsttum schien entzaubert angesichts dieses einfachen, bescheidenen Mannes, der ein großes Herz für die Armen und wenig Sinn für Prunk und Paläste hatte. Das war nur der romantische Auftakt eines komplizierten Pontifikats, das sich nun in seiner Endphase befindet. Die zwölftägige Reise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Ost-Timor und Singapur wirkt nun wie der Schlussakkord.
Diese längste und beschwerlichste Reise des Papstes ist keine Selbstverständlichkeit. Zweimal in den vergangenen beiden Jahren sagte der Pontifex wegen seiner angeschlagenen Gesundheit Auslandsfahrten kurzfristig ab. Der Papst, bald 88 Jahre alt, muss also besonders gute Gründe haben, um rund 33 000 Flugkilometer zurückzulegen. Der erste ist der weltumspannende Anspruch der katholischen Kirche. Franziskus geht es um die Unterstützung kleiner, aber starker Glaubensgemeinschaften in den vermeintlichen Peripherien der Welt. In gewisser Weise nimmt er damit auch die schrumpfende Zukunft der katholischen Kirche in Europa vorweg.
Zweitens legt Franziskus seit Amtsbeginn besonderen Wert auf den Dialog mit dem Islam. Höhepunkt der Reise wird am Donnerstag die Begegnung mit dem Imam der Istiqlal-Moschee in Indonesiens Hauptstadt Jakarta, die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung sowie die Begehung eines „Freundschafts-Tunnels“ sein. Er verbindet die Moschee mit der nahgelegenen katholischen Kathedrale. Und das alles in einem Land, das immer wieder Opfer der Gewalt islamischer Fundamentalisten ist. Und schließlich ist der Trip ein Zeichen an die innerkirchliche Opposition. „Ich bin noch da“, lautet die versteckte Botschaft. Franziskus wirkt trotz körperlicher Gebrechen wesentlich fitter als in den Monaten zuvor.. Politik@ovb.net