Darum wählen so viele Junge im Osten AfD

von Redaktion

Jugendstudie: Emotionalisierte Infos von TikTok oder Instagram verzerren Weltbild der 18- bis 24-Jährigen

Augsburg – 38 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Thüringen und 31 Prozent in Sachsen haben AfD gewählt. Für den Leiter des Instituts für Generationenforschung, Dr. Rüdiger Maas, ist das wenig überraschend. Für die Jugendwahlstudie 2024 befragte sein Augsburger Institut rund 1000 junge Erwachsene.

Das Ergebnis: „Für viele junge Menschen ist die AfD eine ganz normale Partei der Mitte, die aus ihrer Sicht in den Medien oder von den konkurrierenden Parteien unfair behandelt wird.“ 70 Prozent der jungen AfD-Wähler im Osten stimmten demnach der Aussage zu: „Ich bin mir sicher, die Regierung arbeitet gegen die Bevölkerung“ und 75 Prozent meinen: „Ich bin mir sicher, der Regierung sind wir einfachen Menschen egal.“ „Wenn man so denkt, dann ist man überzeugt: Ich wähle mit der AfD keine extreme Partei, sondern eine, die sich um mich kümmert“, erklärt Maas.

52 Prozent der Jugendlichen bekommen ihre politischen Informationen über Instagram, TikTok oder YouTube. „Die AfD stellt dort bis zu 400-mal mehr Posts ein als die anderen Parteien. Sie haben Leute, die im Sinne der AfD kurze Filmchen zusammenstellen, in denen den Jugendlichen gesagt wird: So ist es, das ist die wirkliche Wahrheit“, erklärt Maas.

So werden dort die Auslandsflüge von Annalena Baerbock breitgetreten oder die Geschichte, dass die Grüne über 100 000 Euro für Schminke ausgebe. „Für die Jugendlichen bedeutet das: Die denkt nur an sich, verkauft ihre Werte“, so Maas. „Da wird ganz stark mit Emotionen gearbeitet – und dagegen kommen Fakten nur schwer an.“ In den Echokammern der Sozialen Medien gibt es kaum Korrektive, die das oft stark verzerrte Bild geraderücken könnten.

Dass die Union und nun auch die SPD Forderungen nach großflächigen Abschiebungen aufgreifen, sei für Jungwähler die Bestätigung: „Die anderen sagen jetzt das, was die AfD schon immer gesagt hat. Die AfD ist also viel weitsichtiger als die anderen.“ Im Westen gebe es zwar ähnliche Tendenzen, aber nicht in dieser extremen Ausprägung. „Der Osten scheint anfälliger zu sein für diese emotionalisierten Botschaften nach dem Motto: Wir werden benachteiligt.“

Um der AfD-Vormacht in den Sozialen Medien entgegenzuwirken, bräuchten auch Parteien wie Union, SPD oder Grüne entsprechende digitale Promoter und Influencer, die in der Sprache der Jugend entemotionalisieren und erklären, rät der Jugendforscher. Und was ist mit dem Klimawandel, der noch vor Kurzem das große Thema war? „Es ist schon noch wichtig, aber auf Platz drei der zentralen Themen hinter Migration und Sicherheit zurückgefallen“, so Maas. „Die argumentierten in unseren Interviews, die Grünen machen ja auch nichts, die ganze Welt macht nichts. Und wir haben momentan ganz andere Sorgen.“
KLAUS RIMPEL

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