KOMMENTARE

Das Problem ist größer als VW

von Redaktion

Vorzeigekonzern ein Sanierungsfall

Ein deutscher Vorzeigekonzern im Sinkflug. Volkswagen leidet an vielen Baustellen: dem starken politischen Einfluss, Gewerkschaften, die notwendige schmerzhafte Maßnahmen verwässern, der erstarkenden fernöstlichen Konkurrenz . . . Und alles, was da an Gründen genannt wird, ist irgendwie richtig.

Doch der Kern des Problems liegt seit dem Abgasskandal vor rund zehn Jahren offen, in dem der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn seit gestern vor Gericht steht: Es ist für Verantwortliche lohnender, sich durchzumogeln, als für wirkliche Lösungen zu brennen – bis man sie tatsächlich gefunden hat. So rutscht man von der Weltspitze ab, zuerst in die Zweitklassigkeit, vielleicht ist man jetzt schon in der dritten Liga.

Je mehr man darüber nachdenkt, desto klarer wird, dass es sich nicht allein um einen Problemkreis Volkswagen handelt. Die Malaise ist an vielen Stellen zu finden: Bei der Deutschen Bahn. Bei den Nachfolgern der früheren Bundespost. Bei der maroden Bundeswehr. Bei obersten Bundesbehörden, denen alles, was sie anfassen, um Dinge besser zu machen, zum bürokratischen Monster gerät. Und überall das gleiche Grundproblem: Anpassung an strukturelle oder ideologische Vorgaben geht vor Kompetenz.

Deutschland steht vor mehr als nur einer Herkulesaufgabe. Doch ein Herkules ist weit und breit nicht zu sehen. Und so sucht das Volk, das von der ganzen Wurstelei genug hat, sein Heil bei noch windigeren falschen Propheten, wie die jüngsten Wahlen in Sachsen und Thüringen gezeigt haben. Es ist zum Heulen. Martin.Prem@ovb.net

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