Abgeschobene jetzt in Taliban-Knast

von Redaktion

Afghanistans Herrscher sperren Straftäter aus Deutschland weg

Berüchtigtes Gefängnis Pul-e-Charkhi in Kabul. © Jalali/pa

Kabul/Berlin – Der Großteil der 28 am Freitag aus Deutschland nach Afghanistan abgeschobenen Straftäter wurde von den Taliban gleich wieder eingesperrt. Ein Taliban-Vertreter sagte der „Bild“: „Wir haben diejenigen, die aus Deutschland abgeschoben wurden, in ein Gefängnis gebracht. Hier wird jetzt jeder einzelne Fall untersucht. Danach entscheidet ein Gericht darüber, was mit ihnen passiert.“

Die Straftäter sollen im berüchtigten Pul-e-Charkhi-Gefängnis im Osten von Kabul sitzen. Der Komplex wurde in den 1970er-Jahren errichtet, während des sowjetisch-afghanischen Krieges wurden dort Häftlinge hingerichtet und gefoltert. Zuletzt nutzten die USA das Gefängnis und inhaftierten dort tausende Taliban – bis zur Machtübernahme im August 2021. Danach übernahmen ehemalige Gefangene das Kommando und sind dort jetzt teilweise die Gefängnisaufseher.

Die Straftäter aus Deutschland bekamen je 1000 Euro Handgeld, als Startkapital für ein neues Leben in Afghanistan. Ob die Taliban ihnen das Geld abgenommen haben, ist unklar. Ebenso wie die Frage, ob das islamistische Regime von der Bundesregierung finanzielle Zusagen im Gegenzug für die Aufnahme der Abgeschobenen bekommen hat. Entsprechende Fragen unserer Zeitung dazu ließen Außen- und Innenministerium in Berlin unbeantwortet. Einen direkten Kontakt zwischen Berlin und den Taliban soll es aber nicht gegeben haben.

Die Zustände in dem berüchtigten Gefängnis sollen internationalen Organisationen zufolge verheerend sein. Im Winter seien dort 120 Häftlinge erfroren, hieß es. Der Abschiebeflug vergangene Woche war der erste seit 2021. Die Abgeschobenen hatten sich teils schwerer Straftaten schuldig gemacht.

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