Deutschland braucht eine neue Strategie

von Redaktion

Lehren aus der VW-Krise

Es ist so vorhersehbar wie unerträglich: Während hunderttausende VW-Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen, erschöpft sich die deutsche Politik in reflexhaften Phrasen. Die Ampel sei schuld, tönt CDU-Chef Friedrich Merz, als hätte seine CDU gar nichts mit der Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte zu tun gehabt. Und SPD-Minister Hubertus Heil will jedes Werk von VW erhalten, obwohl das unbedingte Festhalten an unhaltbaren wirtschaftlichen Besitzständen mit ein Grund für die Misere ist.

Es haben alle vieles falsch gemacht: Unternehmerische Fehlentscheidungen und falsche wirtschaftspolitische Weichenstellungen lassen sich kaum aufzählen. Im Kern geht es um den Irrglauben, Deutschland könnte sich mit der Konzentration auf Automobil- und Maschinenbau an der Weltspitze halten. Doch die Kernwertschöpfung findet in Bereichen statt, von denen wir uns leider weitgehend verabschiedet haben: Elektronik, Software, Künstliche Intelligenz. Im Vertrauen auf das Bewährte wurde die Gründung junger Unternehmen kaum gefördert.

Zahlreiche gut ausgebildete junge Menschen in Deutschland haben genug chancenreiche Ideen und unternehmerischen Ehrgeiz. Mit ihnen könnte das Land Produkte und Dienstleistungen an der Hand haben, die uns allen die Zukunft sichern. Doch den meisten wird der Saft viel zu früh abgedreht. Nicht weil die gescheitert sind, sondern weil sie scheitern könnten. Das zu ändern kostet weniger, als Dinosaurier-Konglomerate am Leben zu erhalten. Der Blick über den Atlantik würde helfen. Keines der heute wichtigsten US-Unternehmen hätte unter deutschen Bedingungen überlebt. Hier sollten wir Kräfte in einem kollektiven Lernprozess bündeln, anstatt sie in einem Blick zurück im Zorn auf alle anderen zu vergeuden. Martin.Prem@ovb.net

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