Der Westen, verkörpert durch die G7-Staaten, ist längst nicht mehr der allmächtige Block, der wirtschaftlich und politisch die Welt dominiert. Die als Gegengewicht zu den G7 formierten Brics-Staaten überflügeln in Sachen Kaufkraft die sieben führenden Industrienationen bereits. Und auch politisch ist das Gewicht des Bündnisses seit der Erweiterung Anfang des Jahres um Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate weiter gestiegen. Auch wenn Brics-Staaten wie Südafrika oder Brasilien beteuern, das Bündnis nicht als Konkurrenzveranstaltung zu den US-dominierten G7 zu sehen: Die Mitglieder Russland und Iran betrachten den Westen ganz unverblümt als Feind. Angesichts dessen ist es ein ungeheurer Affront, wenn nun die Türkei als erstes Nato-Mitglied den Brics-Staaten beitreten will.
Recep Tayyip Erdogan treibt damit sein Provokations-Spiel auf die Spitze, mit dem er Europa und den USA schon länger auf der Nase herumtanzt: Er weiß um die geopolitische Bedeutung der Türkei und lässt sich umwerben. Seine Attraktivität für den Westen steigt, je mehr er mit Putin und Xi anbandelt. Zudem kann er mit dem Brics-Beitritt seinen Unmut über die komatösen EU-Beitrittsverhandlungen kundtun. Klar ist aber auch: Brics ist nicht der Warschauer Pakt – die Rivalitäten der Mitglieder sind immens, das Bündnis ist Lichtjahre entfernt von einem homogenen Block. Klaus.Rimpel@ovb.net