Auf so einen Helfer verzichtet man gerne. Wladimir Putin hat angekündigt, im US-Wahlkampf Kamala Harris zu unterstützen. In seinen Worten lag natürlich Ironie, aber wie das bei Putin so ist: leise genug, um bei manchem Wähler womöglich doch Verwirrung zu stiften und einen Hauch von Zweifel zu säen.
Nichts könnte einem demokratischen Bewerber weniger gelegen kommen als eine Wahlempfehlung aus Moskau. Sinnigerweise äußerte sich der Kremlchef nur wenige Stunden, nachdem die US-Regierung Sanktionen wegen russischer Wahleinmischung verhängt hatte. Das Plädoyer für Harris passt in das Muster der Desinformation, auch wenn Moskau in der Regel weniger plump agiert. Es ist ein Lob, das verspotten („Sie lacht so ansteckend“), im besten Fall diskreditieren soll. In Wahrheit könnte Putin gar nichts Besseres passieren als eine Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus, der aus seinem Faible für Autokraten kein Hehl macht. Schon in dessen erster Amtszeit war der amerikanische Präsident dem russischen ein dankbarer Gegner. Ein früherer US-Sicherheitsberater bescheinigte Putin gerade erst einen „fast hypnotischen Einfluss“ auf Trump.
Um Moskau Paroli zu bieten, braucht es auch in Zukunft mehr als bloß Maulheldentum. Auch das machte Putins Auftritt gestern mehr als deutlich. Ganz ungeniert kündigte er an, er wolle weiterhin russische Gefangene aus den USA freibekommen. Heißt: freipressen gegen willkürlich verhaftete US-Bürger. Er mag auch das nicht explizit gesagt haben. Aber er meint es zweifellos ernst. Marc.Beyer@ovb.net