Alles schaut auf Xi Jinping: Chinas Staats- und Parteichef stand beim Pekinger Gipfel im Fokus vieler afrikanischer Staatenlenker, die auf frische Darlehen hofften. © dpa/Johannes Neudecker
München/Peking – Es gibt viele Gipfeltreffen im sogenannten „Afrika+1“-Format: Afrika und die USA, Afrika und Frankreich sowie erst vor wenigen Tagen Afrika und Indonesien. Am größten und glamourösesten aber ist das alle drei Jahre stattfindende China-Afrika-Forum, kurz FOCAC, das am Freitag zu Ende gegangen ist. Mit Pomp und Glanz, Tanzeinlagen und einem üppigen Staatsdinner hat Staatschef Xi Jinping in Peking mehr als 25 Staats- und Regierungschefs des Kontinents empfangen; insgesamt waren Delegationen aus 53 Ländern angereist sowie UN-Generalsekretär António Guterres.
China wolle Lieferketten und Industrie stärker mit Afrika integrieren, betonte Ministerpräsident Li Qiang. Li versprach, kleine und mittlere Unternehmen zu unterstützen, um den Industrien des Kontinents zu einem „selbst tragenden und widerstandsfähigen“ Wachstum zu verhelfen: „China und Afrika ergänzen einander in der Industrie in hohem Maße.“
Wohl wahr: Afrika liefert unter anderem die in Chinas Industrie begehrten Rohstoffe. Anhaltender Zugang zu den Bodenschätzen des Kontinents wie Gold, Kupfer, Lithium und seltene Erden ist eines der wichtigsten Ziele Chinas. Im Gegenzug fließt viel Geld. Insgesamt hat China afrikanischen Staaten zwischen 2000 und 2023 Kredite in Höhe von mehr als 182 Milliarden Dollar gewährt, etwa für den Bau von Häfen, Eisenbahnen, Autobahnen oder Wasserkraftwerken.
Xi hatte in seiner Eröffnungsrede die Beziehungen als „so gut wie nie zuvor“ gepriesen. China sei bereit, in Industrie, Landwirtschaft, Infrastruktur und bei Handel und Investitionen enger mit afrikanischen Staaten zusammenzuarbeiten. Umgerechnet rund 45 Milliarden Euro habe China den Partnern in Afrika für die kommenden drei Jahre zugesagt. „Modernisierung ist ein unveräußerliches Recht aller Länder“, betonte Xi. „Aber die westliche Herangehensweise hat den Entwicklungsländern immenses Leid zugefügt.“
Der Seitenhieb gehört zu Chinas Strategie, sich als Teil des globalen Südens zu positionieren, gegen die ungeliebte westlich dominierte Weltordnung. „China setzt alles daran, seinen eigenen Status als Entwicklungsland zu betonen und Solidarität mit dem globalen Süden zu signalisieren“, schreibt der China-Afrika-Experte Cobus von Staden, Gründer der Informationswebsite The China Global South Project. Auch wenn China zunehmend eigene Entwicklungsziele in sein Engagement in Afrika einwebe: „Es vermeidet die Tristesse des anhaltenden Fokus von USA und EU auf Hilfen und den damit einhergehenden Auflagen und Predigten.“
In dem auf dem FOCAC verabschiedeten „Aktionsplan 2025-2027“ sagt China Afrika insgesamt jeweils 127 Millionen Euro Militär- und Nahrungsmittelhilfe zu. Außerdem enthält der Plan Zollfreiheit für Waren aus den 33 ärmsten afrikanischen Ländern, 30 Projekte für saubere Energien, 25 gemeinsame Forschungszentren und 20 Demonstrationsprojekte für die Digitalwirtschaft. Der Plan zeigt eine Abkehr von den großen Infrastrukturprojekten, hin zu mehr „kleinen und schönen“ Projekten, wie Xi es nennt.
Dennoch stehen große Kredite weiterhin auf dem Wunschzettel mancher Partner. So baten in bilateralen Treffen mit Xi etwa die Staats- und Regierungschefs von Äthiopien, Nigeria, Senegal, Kenia und der Demokratischen Republik Kongo um frische Darlehen. Kenias Präsident William Ruto erhielt dabei die Zusage für Unterstützung bei der Verlängerung einer Bahnlinie von der Hafenstadt Mombasa an die Grenze zu Uganda und beim Bau einer Autobahn. Und das, obwohl Kenia bei China bereits mit mehr als acht Milliarden Dollar in der Kreide steht – ein Beispiel dafür, wie Chinas Geld zwar wichtige Infrastruktur schafft, aber manche Zielländer langfristig in Finanznöte bringen kann.
China ist seit 15 Jahren größter Handelspartner Afrikas. Doch die Afrikaner benennen inzwischen einen schweren Makel: ein enormes Defizit zulasten Afrikas. Auch kauft China auf dem Kontinent vor allem Rohstoffe. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa brachte das bei seinem Treffen mit Xi klar zur Sprache: „Wir möchten das Handelsdefizit verringern und die Struktur unseres Handels verbessern.“ Generell artikulieren die afrikanischen Staaten heute ihre Bedürfnisse klarer – nicht nur gegenüber China, auch gegenüber dem Westen. Sie wissen: Ihre geopolitische Bedeutung wächst.