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Für Entlastung ist es nicht zu spät

von Redaktion

Hohe Lebensmittelpreise

Die guten Nachrichten sind noch nicht bei den Bürgern angekommen: Die Teuerungsrate lag im August nur noch bei 1,9 Prozent, erstmals seit 2021 erreichte die Inflation also wieder das Ziel der Europäischen Zentralbank. Gleichzeitig stiegen die Reallöhne das fünfte Mal in Folge. Wer als Wirtschaftswissenschaftler also nur auf die Zahlen blickt, kann den Daumen heben. Und auch die Regierung darf für sich in Anspruch nehmen, manche große Baustelle – beispielsweise bei der Energieversorgung – gut abgearbeitet zu haben. Doch wie immer bei der Ampel wurden auch Erfolge schlecht verkauft. Deshalb bleibt die gefühlte Lebenswelt der Verbraucher eine ganz andere. Bei den Landtagswahlen vorige Woche in Thüringen und Sachsen gehörte die Sorge um den eigenen Lebensstandard zu den Topthemen vieler enttäuschter Wähler.

Das Problem stammt vor allem aus dem Vorjahr, als die Nahrungsmittelpreise laut Statistischem Bundesamt um mehr als zwölf Prozent stiegen – vor allem bei Brot und Getreide, aber auch Molkereiprodukten. Der Druck lässt zwar etwas nach, aber die Preise bleiben trotzdem teils exorbitant. In Supermärkten, in Bäckereien, aber auch in der Gastronomie. Die Butterbreze fürs Kind wird zum Luxus. In München kostet in manchen Gasthäusern selbst das normale Helle schon sechs Euro (von den Wiesn-Preisen ganz zu schweigen). Im reichen Oberbayern mag das manchen egal sein. Aber viele treibt das Thema um. Immer mehr weichen beim Einkauf auf Discounter aus.

Der Staat trägt nicht für alles die Verantwortung. Aber der Unmut könnte ihm gefährlich werden – siehe Landtagswahlen. Deshalb wäre es nicht zu spät, vor allem bei den Grundnahrungsmitteln noch einmal über die Besteuerung nachzudenken. Warum hält der Fiskus noch mal die Hand auf, wenn Rentner, Berufsanfänger oder Geringverdiener das kaufen, was jeder zum Leben braucht? Spanien hatte das cleverer gelöst: Auf Brot, Mehl, Molkereiprodukte sowie Obst und Gemüse wurde die Mehrwertsteuer abgeschafft. Wer dort im Supermarkt einkaufen geht, merkt das sofort. Mike.Schier@ovb.net

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