Sauber eingeschenkt, könnte man angesichts der nahenden Wiesn sagen: Um deftige 4,9 Prozent erhöht der MVV seine Tarife. Das ist weit über der jetzigen Inflationsrate, die zuletzt auf ein Drei-Jahrestief (1,9 Prozent) gefallen ist. Bei der Begründung lasst der bayerische Verkehrsminister Bernreiter lieber dem MVV-Chef den Vortritt. Dieser liefert einen dürren Sechszeiler. Höhere Löhne sind also schuld. Aha! Von der Schlechtleistung der Münchner S-Bahn leider kein Wort.
Dabei ist der Preisanstieg auch deshalb eine Zumutung, weil vor allem die S-Bahn zum Sorgenkind mutiert ist. Die Pünktlichkeit bei diesem Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs ist auf ein 20-Jahres-Tief gefallen (!), die Preise indes auf ein 20-Jahres-Hoch gestiegen. Gemessen an den andauernden Verspätungen und Zugausfällen wäre es eher gerecht, dass die Preise sinken! Dass das in der bayerischen Staatsregierung, aber auch in der Riege der Landräte, teilnahmslos hingenommen wird, daran hat man sich ja schon gewöhnt. Aber es ist schon erstaunlich, dass sie so einen Preissprung einfach durchwinken.
Die MVV-Kalkulation ist für Außenstehende leider völlig undurchschaubar. Wie eh und je sind die MVV-Tarife eine Geheimwissenschaft, die unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit von einer Art Geheimgremium – Landräte, Münchner OB, Minister – beschlossen werden.
Dabei liegt die Vermutung nahe, dass die MVV-Kunden die (grundsätzlich natürlich sinnvolle) Erweiterung des MVV-Gebietes mitfinanzieren sollen. Zwar müssen die neuen MVV-Gebiete Landsberg und Weilheim-Schongau die Erweiterung im Prinzip aus ihren Kreisfinanzen bezahlen. Aber eine Querfinanzierung durch Zusatzeinnahmen ist anzunehmen.. Die fehlende Transparenz wird Jahr für Jahr angemahnt.
Ohnehin ist der MVV-Vorstoß nur ein Vorgeschmack auf das, was auf breiter Front deutschlandweit bevorsteht. Auch die Deutsche Bahn wird ihre Preise zum Fahrplanwechsel wahrscheinlich ordentlich erhöhen.. Und beim Deutschlandticket winkt zum Jahreswechsel ein noch weit höherer Preisanstieg – zwischen zehn und 20 Euro ist alles drin. Also mindestens 20 Prozent. All das sind schlechte Vorzeichen für Klimaschutz und umweltfreundliche Mobilität. Dirk.Walter@ovb.net