Stoltenberg will neuer Siko-Chef werden

von Redaktion

Riesenüberraschung: Der scheidende Nato-Generalsekretär soll Christoph Heusgen ersetzen

Von der Nato zur Siko: Jens Stoltenberg soll künftig die Münchner Sicherheitskonferenz leiten. © Thomas Fure/AFP

München – Vor ein paar Tagen ließ Jens Stoltenberg wissen, wie er sich seine Zukunft nicht vorstellt. Ein Top-Amt daheim in Norwegen? Spekulationen darüber gab es, aber der 65-Jährige winkte ab. Zu lange sei er raus aus der norwegischen Politik, sagte er bei einem Auftritt mit Regierungschef Jonas Gahr Støre. Das Rätsel um die Zukunft des scheidenden Nato-Generalsekretärs blieb.

Seit gestern ist man schlauer. Er soll neuer Chef der Münchner Sicherheitskonferenz werden, wie das Portal „Politico“ berichtet. Der Wechsel kommt überraschend, vor allem, weil der jetzige Siko-Chef Christoph Heusgen den Posten erst 2022 von Wolfgang Ischinger übernommen hatte. Heusgen soll die Konferenz im kommenden Februar noch leiten, dann an Stoltenberg übergeben. Dem Vernehmen nach: ungern.

Der Wechsel ist mitunter eine kleine Revolution: Erstmals wird das weltweit größte und wohl auch prominenteste Treffen zur globalen Sicherheit nicht mehr von einem Deutschen geführt. Die Hintergründe sind allerdings unklar. Die Siko-Verantwortlichen äußersten sich gestern nur zurückhaltend. Man kommentiere Personalentscheidungen niemals öffentlich, solange es nichts anzukündigen gebe, hieß es am Abend. Es soll aber eine Mehrheit im zuständigen achtköpfigen Stiftungsrat geben, der Ende September tagt.

Heusgen leitet das Münchner Treffen, zum dem jedes Jahr hochrangige Staats- und Regierungschefs samt Delegationen kommen, etwas geräuschloser als Ischinger, tritt öffentlich weniger in Erscheinung. Zur Wahrheit gehört: Nicht jede Analyse glückte ihm bisher. Als er zweieinhalb Wochen nach dem Hamas-Terror-Angriff auf Israel in einem Fernseh-Interview wenig kritische Worte für die Terroristen, dafür umso mehr für Israel fand, war die öffentliche Empörung groß.

Mit Blick auf die Ukraine setzte sich der frühere UN-Botschafter und Merkel-Berater indes stets für mehr Unterstützung ein. Stoltenberg unterscheidet sich darin nicht von seinem Vorgänger. Auch der Norweger wirbt unermüdlich dafür, Kiew gegen Russlands Truppen das Nötige bereitzustellen. Stoltenbergs Zeit in Brüssel läuft bald ab. Am 1. Oktober wird er an Mark Rutte übergeben, den langjährigen Regierungschef der Niederlande. Eigentlich wollte der Norweger den Nato-Chefposten schon viel früher abgeben, verlängerte nur, weil sich kein geeigneter Nachfolger fand.

Nun der Wechsel: An seiner Eignung für den Job in München kann es jedenfalls keinen Zweifel geben. Zehn Jahre lang war er Nato-Generalsekretär, zuvor neun Jahre norwegischer Ministerpräsident. Berichten zufolge soll der frühere Siko-Chef Ischinger, der den Stiftungsrat führt, den Norweger als die unvergleichlich beste Wahl für den Posten bezeichnet haben.
MARCUS MÄCKLER

Artikel 7 von 11