KOMMENTAR

Zwischen Größenwahn und Genialität

von Redaktion

Stefan Raabs TV-Comeback

Es war ein schmaler Grat, auf dem Stefan Raab am Samstagabend mit weißer Boxerhose und noch weißerem Gebissschutz über der falschen Kauleiste tänzelte. Ein Entertainer zwischen Größenwahn und Genialität. Gegen das RTL-Comeback des 57-Jährigen wirkte die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris fast schon spartanisch. Lasertechnik, Feuerwerk, Himmelsleiter und ein Großaufgebot an Kameras, Technik, Stars –Stefan ließ es krachen.

Doch bevor er zur geduldig wartenden Box-Weltmeisterin Regina Halmich in den Ring stieg, wurde er von prominenten Mitstreitern in Einspielfilmen gefeiert. „Man wollte Stefan immer gern haben, aber er hat es einem nie leicht gemacht“, sagte da Markus Lanz. Ein Kommentar, der bis heute ins Schwarze trifft. Raab hat zu seiner Zeit das Fernsehen revolutioniert, das politisch Korrekte abgeschafft, viele Menschen verletzt und noch mehr Menschen unterhalten. Sein Abgang 2015 nötigte dem Publikum Respekt ab.

Jetzt ist er wieder da. Und am Ende des opulenten Abends, an dem Raab seine neue Millionenshow beim Streamingdienst RTL+ ankündigte, glänzte in den Augen des Entertainers, der privat als Phantom lebt, die Gier nach öffentlicher Aufmerksamkeit. Da fragte man sich schon, wer hier eigentlich wen mehr braucht. Raab das Rampenlicht oder das Rampenlicht Raab.

Astrid.Kistner@ovb.net

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