KOMMENTAR

Mit dem Rampenlicht kommt oft der Absturz

von Redaktion

Pistorius‘ Beliebtheit

Hört man manchen Genossen zu, dann ist Boris Pistorius der Heilsbringer der Partei. Ein Mann der einfachen Worte, ehrlich, pragmatisch, sympathisch. In der Wählergunst hat der Verteidigungsminister gleich nach Amtsantritt einen rasanten Aufstieg erlebt. Selbst aus der Union gibt es viel Lob für den Sozialdemokraten. Pistorius, der Kanzlerkandidat der Herzen.

Doch in der Politik sind Helden selten. Wie viele Wochen vergehen, in denen der Bürger nichts von Pistorius hört? Wer keine Schlagzeilen macht, bietet keine Angriffsfläche. Wer aber Kanzlerkandidat ist, macht fast täglich Schlagzeilen. Und erfährt zugleich die Strenge der Gesellschaft. War Armin Laschet nicht auch ganz in Ordnung, bevor ihm der Lacher im Ahrtal herausgerutscht ist? Und wer erinnert sich noch an Martin Schulz, der 2017 mit seiner authentischen Art die SPD in eine Art Rausch versetzt hatte? Bei über 30 Prozent lag die Partei in Umfragen, gleichauf mit Merkels CDU – bis die SPD dann doch auf ihr schlechtestes Ergebnis jemals abstürzte.

Die SPD macht es sich zu leicht, wenn sie nur auf ein neues Gesicht setzt. Auch ein Pistorius wird sich für Fehler verantworten müssen. Etwa für die mangelhafte Umsetzung der groß angekündigten Zeitenwende. Es geht darum, als gesamte Partei das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen. Denn das ist völlig verloren. Kathrin.Braun@ovb.net

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