Zwischen Königsmacher und Königsmörder liegen in der Politik oft nur Augenblicke. Markus Söder hat gerade noch die richtige Abzweigung genommen. Er hat Friedrich Merz zum gemeinsamen Kanzlerkandidaten ausgerufen, und das mit den richtigen Worten: ohne Spott, Stichelei, Selbstmitleid. Für die CSU ist das strategisch eine Erleichterung. Verlockend war die Aussicht für manche schon, erstmals in der Geschichte Kanzlerpartei zu sein. An Wucht und Willen hätte es Söder nicht gefehlt. Aber die politischen Kosten wären zu hoch gewesen. Nicht zuletzt drohten monatelange Kleinfieseleien mit NRW-Regent Wüst, der diese Woche zeigte, dass (auch!) er die Kunst des politischen Foulspiels beherrscht.
Nun also Harmonie zum Preis der Nichtkanzlerschaft. Besser so. Für die CSU heißt das: Sie kann sich in Berlin 2025 ein Stück rückbesinnen auf ihre Rolle, für die man sie im Rest der Republik beneidet bis beschimpft: Anwalt Bayerns sein, in den Süden holen, was angemessen ist, und manchmal ein bisschen mehr. Söder als Sandwich-Kanzler zwischen zwei größeren Koalitionspartnern hätte da viel vorsichtiger vorgehen müssen.
Hier geht es nicht um bayerische Brusttrommelei, sondern um das Wahren von Wohlstand in Krisenzeiten. Seit Tag 1 der Ampel erlebt der Süden eine Bundesregierung, die den Freistaat schneidet. Die Kabinettsbildung ganz ohne Bayern mochte man noch drollig finden; bei Energie-Entscheidungen, Förderpolitik, Forschungsschwerpunkten und Investitionen setzte sich das in aller Härte fort. Es ist wichtig, das in der nächsten Regierung wieder anders auszupendeln. Als Bundesland mit energieintensiven Unternehmen, mit Autozulieferern, mit Forschungsclustern droht Bayern sonst von Krise und Kürzungen beinhart getroffen zu werden. Kurz gesagt: Wo viel ist, kann viel kaputtgehen.
In München, wo nun über mehrere Jahre keine Führungsfrage ansteht, muss die CSU parallel neu Schwung für die Landespolitik nehmen. Auch da läuft längst nicht alles rund in der Koalition: Die Wirtschaftspolitik eiert, eine hässliche Steuerschätzung droht, und das sind nur zwei Details. Söder selbst sollte dazu zügig den Eindruck durchbrechen, ihm sei das Regieren in Bayern im bald achten Jahr ein wenig zu klein geworden.
CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET