Paus warnt vor Radikalisierung von Jugendlichen

von Redaktion

Familienministerin Paus (Grüne) zeigt sich alarmiert. © Riedl/dpa

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat eine stärkere politische Beteiligung von Kindern und Jugendlichen angemahnt, um die Empfänglichkeit für antidemokratische Vorstellungen zu verhindern. Wenn junge Menschen nicht mitbestimmten könnten, erschüttere dies „auch Vertrauen in die Politik und in demokratische Prozesse“, sagte Paus am Mittwoch bei der Vorstellung des Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung. „Nicht wenige sitzen dann einfachen Lösungen von antidemokratischen Akteuren auf.“

Deshalb sei die Stärkung der politischen Bildung und der Kinder- und Jugendarbeit wichtig. Paus wirbt dabei auch „eindringlich für die Verabschiedung des Demokratiefördergesetzes“, das zivilgesellschaftliche Initiativen längerfristig fördern soll.

Die stellvertretende Unions-Fraktionschefin Dorothee Bär (CSU) warf Paus „hohle Phrasen“ zur Kinder- und Jugendhilfe vor. „Gegen Bildungsbenachteiligung, ungleiche Teilhabechancen und fehlende Mitsprache junger Menschen hat Lisa Paus keine Lösung und noch nicht einmal eine Idee“, sagte Bär der „Rheinischen Post“. „Die Kinder- und Jugendhilfe in unserem Land muss besser werden. Strukturen für starke Familien müssen statt Gleichmacherei wieder in den Fokus der Familienpolitik gestellt werden.“

Der von einer Expertenkommission erstellte 17. Kinder- und Jugendbericht spricht sich dafür aus, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Ein Problem sieht der Bericht in der weiter bestehenden Ungleichheiten zwischen Ost und West: „Mehr als 30 Jahre nach der deutschen Vereinigung gelten für junge Menschen in Ostdeutschland Bedingungen, die im Vergleich mit denen ihrer Altersgenossinnen und Altersgenossen im Westen des Landes überwiegend nachteilig sind“, hieß es.

Generell stellt der Bericht fest, dass zwar die meisten jungen Menschen in Deutschland mit Zuversicht auf die kommenden Jahre blicken. Ihr Zukunftsvertrauen habe jedoch abgenommen. Verwiesen wird dabei auf Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel, globale Fluchtmigration und Nachwirkungen der Pandemie.

Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie hatte, untersuchte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Demnach nahmen Ängste und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu – und die allgemeine Lebenszufriedenheit ab. Auch die körperliche Fitness der Jugendlichen sank deutlich.

Überrascht zeigten sich die Forscher, dass diese Entwicklungen bis heute nachwirken: „Die mentale und körperliche Gesundheit junger Menschen hat während der Pandemie stark gelitten und sich nur teilweise erholt“, erklärte Studienautorin Helena Ludwig-Walz am Mittwoch. Vor allem die Schulschließungen und die damit verbundenen Einschränkungen von sozialen Kontakten verschlechterten die Gesundheit.

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