Die Hintermänner der AfD

von Redaktion

Wer gibt in der Partei den Ton an? Intern fallen Namen, die den meisten unbekannt sind

René Springer könnte mit der Wahl in Brandenburg am Sonntag bundesweit ins Rampenlicht rücken. © dpa

Berlin/Potsdam – Als Co-Parteichefs der AfD stehen Alice Weidel und Tino Chrupalla im Rampenlicht. Sie gehen in TV-Studios und sprechen auf Wahlkampfbühnen. Doch bei der AfD ist es jahrelang geübte Praxis, dass der Platz in der ersten Reihe wenig darüber aussagt, wer wirklich den Ton angibt. Daran hat sich auch nach dem Abgang von Jörg Meuthen nichts geändert. Der damalige Bundesvorsitzende der AfD war im Januar 2022 ausgetreten. Das tat er unter anderem, weil er zwar neben Alice Weidel Co-Vorsitzender war, die eigentliche Macht aber in den Händen einer Gruppe lag, die seinen relativ gemäßigten Kurs nicht mitgehen wollten.

Horcht man heute in die Partei hinein, fallen häufig die Namen René Springer (45) und Sebastian Münzenmaier (35), die überregional kaum jemand kennen dürfte. Beide sind Bundestagsabgeordnete, ticken ähnlich und gelten als erfolgreiche Netzwerker, mit denen sich gut stellen sollte, wer auf Parteitagen Mehrheiten organisieren will. Münzenmaier ist stellvertretender AfD-Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz. Auf einem Landesparteitag sagte er kürzlich, die AfD müsse bei Wahlen dafür sorgen, dass Länder unregierbar sind. Dann werde die von anderen Parteien ausgerufene Brandmauer zur AfD von ganz alleine brechen. Diese Strategie hält auch Springer für erfolgversprechend. Auch die Abgeordneten Matthias Moosdorf und Stephan Brandner gehören zum Netzwerk.

Darauf, dass die AfD zuerst in einem Bundesland im Osten in Regierungsverantwortung kommt, was dann in der Folge zu einer Art Normalisierungsprozess führen könnte, hat der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke von Anfang an gesetzt. Höcke, der nie für den Bundesvorstand der AfD kandidiert hat, lag deshalb über viele Jahre mit mehreren Bundesvorsitzenden im Clinch. Sie wollten aus der AfD eine rechtskonservative Partei machen, die auch als Juniorpartner koalitionsfähig werden sollte. Heute sind alle weg – Jörg Meuthen, Frauke Petry und Bernd Lucke. Mit Weidel und Chrupalla muss Höcke solche Konflikte nicht austragen.

Springer war früher bei der Bundeswehr. Er hat für den heutigen Ehrenvorsitzenden der AfD, Alexander Gauland, während dessen Zeit im brandenburgischen Landtag als persönlicher Referent gearbeitet. Heute ist Springer Landesvorsitzender in Brandenburg, wo am Sonntag gewählt wird. Sein vorrangiges Ziel sei es, dort Regierungsverantwortung zu übernehmen. Springer vertritt die These: „Koalitionen, die für eine Politik des ,Weiter so‘ stehen, werden dem Druck einer immer stärker werdenden AfD auf Dauer nicht standhalten können.“
ANNE-BEATRICE CLASMANN

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