KOMMENTAR

Ein gefährliches Lob vom Chef

von Redaktion

Freie Wähler und ihre Minister

Aus der Unsichtbar-Staatssekretärin Dings wurde binnen Wochen eine geachtete Kultusministerin. Anna Stolz – in der komplexen Bildungspolitik tief drin, freundlich-bestimmt, kommunikativ – stieg zu den Starken im Kabinett auf. Das ist wichtig auf einem rein landespolitischen Kompetenzfeld, wo schnell viel Zorn von großen Gruppen (Eltern! Lehrer!) aufwallen kann. Das Lob von ihrem Dienstvorgesetzten Markus Söder ist voll verdient. Zur Hälfte ist es auch ehrlich.

Die andere Hälfte des Lobs ist: giftig. Söder ruft Stolz zur stärksten Ministerin der Freien Wähler aus. Ein Hieb für die anderen FW-Minister, etwa Parteichef Hubert Aiwanger (Wirtschaft). Zur Erinnerung: Aiwanger ist, so umstritten er sein mag, die zentrale Figur, landespolitisch die Stütze der Freien Wähler. Nichts wird an ihm vorbei entschieden, auch Stolz‘ Aufstieg war seine Entscheidung. Söders Lob ist indirekt Kritik an Aiwanger, dem er zu viel Engagement bei Jagd und Forst und zu wenig für die Wirtschaft vorwirft. Spöttisch gesagt: zu viel Otter-Minister, zu wenig Otto Wiesheu.

Söder weiß, welche Konfliktlinien der politisch bunte Koalitionspartner hat, massiv auch zwischen Umweltminister Thorsten Glauber und Aiwanger. Öffentlich zerstrittene Freie Wähler (etwa wenn Aiwanger 2025 für Berlin kandidiert) wären für die CSU leichter kleinzukriegen. Bisher klappt das Zündeln nicht.
CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET

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