Die Branche muss durch das Tal der Tränen

von Redaktion

VW-Krise und Autogipfel

Wenn die Autobranche sich am Montag mit Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Autogipfel trifft, wird die Stimmung mies sein: Die Autoverkaufe in China laufen schlecht, E-Autos sind in Deutschland Ladenhüter, VW schockt mit Sparplänen und bei den Zulieferern läuft die Pleitewelle. Die Panik ist groß und damit das Gejammer: Habeck, hilf! Das wird der Wirtschaftsminister von allen Seiten hören.

Das Beispiel VW zeigt aber, wie schwierig es ist, der Branche unter die Arme zu greifen. Dass Volkswagen mit einer eher großen Mannschaft Autos baut, während Konkurrenten wie Stellantis schon eine Rosskur hinter sich haben, ist kein Geheimnis. Der Abbau von Personal und Privilegien wurde bei VW bisher schon dadurch verhindert, dass das Land Niedersachsen mit im Aufsichtsrat sitzt – und dass selbst kleine Marktdellen mit Subventionen, Abwrackprämien, Kurzarbeit gedämpft wurden. Das rächt es sich nun.

Auch der reflexartige Ruf, Flottenziele aufzuweichen und das Verbrenner-Aus abzuräumen, wird VW nicht retten. Klar, in Deutschland laufen ID.3 und Co. schlechter als erhofft. Vielen Bundesbürgern sind E-Autos zu teuer, zu unpraktisch, irgendwie unsympathisch. Doch das muss nicht so bleiben. Im größeren Markt China muss VW dagegen bereits eine Fabrik schließen, in der der Passat vom Band läuft. Grund: Viele Chinesen wollen keinen Verbrenner mehr. Nur mit Verbrenner-Romantik ist also keine Zukunft zu machen. Es ist übrigens kein Zufall, dass Amerikaner, Chinesen und Koreaner den Deutschen langsam den Rang ablaufen. Sie können Digitalisierung und Disruption und teilen schon den Markt für Smartphones unter sich auf. Die bräsigen Marktführer von VW & Co., die den Trend zu E-Mobilität und Computer auf Rädern lange belächelt haben, müssen also aufpassen, dass es ihnen nicht geht wie Nokia.

Schon das VW-Problem ist also komplex. Doch die „deutsche Autobranche“ ist noch viel unübersichtlicher. Neben VW oder BMW, die mit Tesla und BYD um den Weltmarkt kämpfen, konkurrieren Katalysatorenhersteller, die vor dem Ende des Verbrenners zittern, mit Firmen, die Komponenten für E-Autos bauen und warten, dass der Markt auch in Deutschland endlich durchstartet. Viele davon müssen durch das Tal der Tränen. Ein Patentrezept, um allen zu helfen, gibt es nicht.

andreas.hoess@ovb.net

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