Der Held der Sozialdemokraten: Dietmar Woidke dankt am Wahlabend insbesondere seiner Ehefrau Susanne für ihre Unterstützung. © Tobias Schwarz/AFP
Potsdam/München – Dietmar Woidke hat alles auf eine Karte gesetzt und spektakulär gewonnen. Seit 1990 war die SPD in Brandenburg immer stärkste Kraft, nun drohte sie gegen die AfD zu verlieren. Woidke, der beliebte SPD-Ministerpräsident, reagierte, indem er seine persönliche Zukunft mit dem Wahlausgang verknüpfte und ankündigte, dass er nur bei einem SPD-Wahlsieg im Amt bleiben will. Er stellte die Wähler vor die Wahl – die Rechtspartei oder ich. Sie wollten ihn.
„Es war ein hartes Stück Arbeit“, sagt er am Sonntagabend. Und, ganz unbescheiden: „Wir haben eine Aufholjagd hingelegt, wie es sie in der Geschichte dieses Landes noch nie gegeben hat.“ Wieder seien es Sozialdemokraten gewesen, die Extremisten auf ihrem Weg zur Macht gestoppt haben, sagt Woidke. Seine SPD habe jetzt „verhindert, dass unser Land einen großen braunen Stempel kriegt“. Der Jubel bei der SPD ist groß.
Dass Woidke sich zum direkten Gegenkandidaten der AfD stilisiert hat, hat die Brandenburger polarisiert – das spürten mehrere Parteien. Die CDU, vor einigen Wochen noch auf Augenhöhe mit der SPD, hat Federn gelassen. Die rund 12 Prozent sind ihr Negativrekord. Bei der letzten Wahl holte die Partei 15,6. Dass sogar der CDU-Ministerpräsident des Nachbarlandes Sachsen, Michael Kretschmer, auf den Woidke-Zug aufgesprungen ist und sich im Vorfeld für den SPD-Mann ausgesprochen hat, um die AfD zu verhindern, habe auch „sicher nicht geholfen“, sagt am Abend CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. CDU-Kandidat Jan Redmann selbst spricht von einem „bitteren Abend“. Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anfang des Monats sei den Brandenburgern „der Schreck in die Glieder gefahren“. Auch die Grünen haben stark verloren. Sie verfehlen die Fünf-Prozent-Hürde – und das erträumte Direktmandat in Potsdam.
Damit kommt bei aller Freude nun eine große Unsicherheit für Woidke ins Spiel. Eine Fortsetzung seines „Kenia“-Bündnisses von SPD, CDU und Grünen klappt nicht mehr. Woidke will zwar sofort mit der CDU reden. Nach Lage der Dinge könnte es mit der Union allein aber nur hauchdünn reichen, vielleicht auch nur für ein Patt im Landtag. Auch die Freien Wähler lösen das nicht auf, denn sie scheitern ebenfalls an der Fünf-Prozent-Hürde und am Direktmandat, beides sogar hoch. Von der FDP ganz zu schweigen; sie wird in Hochrechnungen nicht mal mehr ausgewiesen. Auch die Linke ist künftig draußen.
Mit wem also regieren? Jenseits der AfD gibt es im Potsdamer Landtag nur noch das BSW von Sahra Wagenknecht, das aus dem Stand rund 12 Prozent geholt hat. Womöglich wird in den kommenden Tagen nochmal über Duldungen geredet wie in Sachsen und Thüringen. Das macht‘s für Woidke im Alltag gewiss nicht leichter. Hinzu kommt eine persönliche Niederlage: Er verliert sein Direktmandat hauchdünn um sieben Stimmen gegen die AfD, 11 555 zu 11 562.
Die AfD hat es in Brandenburg nun nicht ganz nach vorne geschafft, dennoch fällt ihr Ergebnis bei der dritten Ost-Wahl in Folge hoch aus – rund 30 Prozent haben in Brandenburg blau gewählt. Und so zeigte sich Parteichefin Alice Weidel „extrem zufrieden“ mit dem Abschneiden. Es sei lediglich eine Etappe. „Der Osten ist blau. Wir sind stärkste Kraft im Osten.“ Brandenburg allerdings bleibt vorerst rot.