Überrascht mit einer neuen Idee: Edi Rama. © dpa
Tirana – Albaniens Ministerpräsident Edi Rama will innerhalb seines Landes einen souveränen Mini-Staat nach dem Modell des Vatikans gründen. Er soll in Albaniens Hauptstadt Tirana entstehen und vom muslimischen Orden der Bektaschi geführt werden. Bis zur Umsetzung werde es aber wegen notwendiger Gesetzesänderungen noch lange dauern, schrieb Rama auf der Plattform X.
Rama hatte seine Idee am Sonntag vor den Vereinten Nationen vorgestellt und seine Landsleute völlig überrascht. Der Anführer des Bektaschi-Ordens in Tirana, Edmond Brahimaj, äußerte sich begeistert: Die „hervorragende Initiative“ werde „eine neue Ära der religiösen Toleranz und der Förderung des Friedens“ einläuten. Der „Vatikan“ der Bektaschi solle auf einer Fläche von gut zehn Hektar entstehen, mit eigenen Grenzen, Verwaltung und Reisepässen.
Der im 13. Jahrhundert entstandene sunnitische Derwisch-Orden war im Osmanischen Reich weit verbreitet und verlegte sein Zentrum nach seinem Verbot durch Kemal Atatürk 1925 nach Albanien. Derzeit bekennen sich etwa 50 Prozent der Albaner zum Islam – davon 10 Prozent zur Bektaschi-Richtung. Die Übrigen sind Christen.
Der Dachverband der Muslime Albaniens, KMSH, kritisierte Ramas Idee scharf. Sie gefährde die „religiöse Harmonie“. „Solche Initiativen können einen gefährlichen Präzedenzfall für die Zukunft des Landes darstellen“, hieß es in einer Erklärung. Die Verfassung des Nato-Landes, das in die EU strebt, sieht zudem vor, dass das Land „einig und unteilbar“ ist. Sie kann mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament geändert werden.