Bei den Angriffen in den südlichen Vororten von Beirut soll es auch viele zivile Opfer geben. © Bilal Hussein/dpa
Beirut/Tel Aviv – Israels Armee hat nach eigenen Angaben in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut das Hauptquartier der schiitischen Hisbollah-Miliz bombardiert. Es habe sich unter Wohngebäuden befunden, teilte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari mit. Über Beirut waren dichte Rauchwolken zu sehen, die Schockwellen waren in weiten Teilen der Stadt zu spüren.
Hagari sprach von einem gezielten Angriff. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Ziel des Angriffs gewesen sein. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es jedoch, Nasrallah sei „wohlauf“. Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati wies die Behörden an, „alle betroffenen Einheiten zu mobilisieren“. Dies sei nötig, „insbesondere angesichts der Berichte über eine große Zahl von Opfern“, sagte er. Die erneute Aggression beweise einmal mehr, dass der israelische Feind alle internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe missachte. Den Behörden zufolge gab es mindestens zwei Tote und über 70 Verletzte.
Unmittelbar vor dem Angriff war Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bei der UN-Generaldebatte in New York aufgetreten. Auf konkrete Forderungen nach einer dreiwöchigen Waffenruhe, die von den USA, Deutschland und weiteren Staaten erhoben wurden, ging er dabei nicht ein – und sprach stattdessen von weiteren Attacken. Wegen der aktuellen Entwicklung reiste er noch am Freitagabend ab.
Der massive Luftangriff ereignete sich Augenzeugen zufolge in dem dicht besiedelten Vorort Haret Hreik im Süden der Hauptstadt nahe dem internationalen Flughafen. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen und hören, wie nach mehreren Explosionen an verschiedenen Orten Rauchwolken in den Himmel stiegen.
In seiner Rede in New York sagte Netanjahu: „Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind.“ Zuvor hatte er erklärt, die Angriffe würden fortgesetzt, bis die von der Nordgrenze evakuierten Israelis sicher nach Hause zurückkehren könnten. Rund 60 000 Bewohner grenznaher Orte sind vor dem Beschuss durch die Hisbollah geflohen.