Explosionen und eine Terrorattacke

von Redaktion

Spurensuche an einer Haltestelle in Jaffa, wo zwei Attentäter mindestens sechs Menschen töteten. © Ilia Yefimovich/dpa

In Deckung: Menschen suchen am Straßenrand Schutz vor möglichen Raketen. © Ohad Zwigenberg/dpa

Nacht des Schreckens: Menschen kauern auf den Straßen von Tel Aviv, während eine Warnung vor ankommenden Raketen ertönt. © Ilia Yefimovich/dpa

Tel Aviv – Der Iran hat Israel massiv angegriffen. Rund 180 Raketen wurden nach ersten Schätzungen der israelischen Armee am Dienstagabend abgefeuert. Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, die Attacke sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es im Staatsfernsehen. Ersten Angaben zufolge gab es ein Todesopfer im Westjordanland und zwei Verletzte in Tel Aviv.

Nach etwa einer Stunde gab es am Abend Entwarnung. Die Menschen überall in Israel durften die Schutzräume und Bunker wieder verlassen, wie das Militär mitteilte. Ein Sprecher ergänzte, man habe aktuell keine Hinweise auf weitere Bedrohungen aus dem Iran.

„Dieser Angriff wird Konsequenzen haben“, warnte anschließend Israels Armeesprecher Daniel Hagari. Dafür gebe es schon Pläne.

Bei dem Raketenangriff kam palästinensischen Angaben zufolge ein Mann im Westjordanland ums Leben. Der 38-jährige Palästinenser sei in Jericho durch Raketensplitter getötet worden, teilten der palästinensische Zivilschutz und örtliche Medien mit. Der Getötete kam demnach ursprünglich aus dem Gazastreifen.

In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv wurden zwei Menschen bei dem Angriff durch Granatsplitter leicht verletzt, wie der Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte. Mehrere andere wurden demnach wegen leichter Verletzungen nach einem Sturz oder wegen akuter Angstzustände behandelt.

Kurz vor dem Raketenangriff waren im Süden von Tel Aviv bei einem Schuss- und Messerangriff mehrere Menschen getötet worden. Laut Polizei kamen mindestens sechs Menschen bei der Attacke in Jaffa, einem arabisch geprägten Viertel, ums Leben. Bei den Todesopfern handelt es sich demnach um Zivilisten.

Israels Polizei sprach von einem Terrorangriff. Die zwei mutmaßlichen Täter seien „neutralisiert“ worden, so die Polizei. Israelischen Medien zufolge sollen sie tot sein. Das genaue Motiv für die Tat war zunächst unklar. Lokale Medien berichteten weiter, die beiden mutmaßlichen Täter hätten Menschen angegriffen, die an einer Straßenbahnhaltestelle gewartet hätten.

Die Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden hatten nach eigener Darstellung auf wichtige militärische Ziele in Israel gefeuert. Gleichzeitig drohten die Revolutionsgarden mit weiteren „vernichtenden und zerstörerischen Angriffen“, sollte Israel auf den iranischen Schlag reagieren.

Zuvor hatte die US-Regierung vor einem „unmittelbar bevorstehenden“ Raketenangriff des Irans auf Israel gewarnt. Ein solcher direkter Angriff werde schwerwiegende Folgen für den Iran haben, hieß es in einer Mitteilung. Nach der Warnung vor dem Raketenangriff hatten die israelischen Behörden die Menschen im Großraum Tel Aviv angewiesen, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.

Der iranische Angriff könne groß angelegt sein, warnte Armeesprecher Daniel Hagari noch vor dem Angriff. Die Luftabwehrsysteme seien vollständig vorbereitet, und Flugzeuge der Luftwaffe patrouillierten am Himmel. Verteidigungsminister Joav Galant hatte am Abend mit Generalstabschef Herzi Halevi und hochrangigen Beamten beraten.

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten sei mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Der Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die davor bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien getötet worden waren.

Israels Militär und Geheimdienste hatten zuletzt Irans Verbündete in der Region erheblich geschwächt. Ende Juli wurde der Auslandschef der islamistischen Hamas in Teheran getötet. Am Freitag wurde mit Nasrallah, dem Chef der Hisbollah, ein weiterer und zentraler Verbündeter Teherans getötet.

Am Dienstag kam ein weiterer Schritt des israelischen Militärs hinzu: Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten drangen israelische Bodentruppen wieder in den Libanon ein.

In Berlin brach bei einer propalästinensischen Demonstration Jubel aus, als sich die Nachricht von der Attacke verbreitete. „Raketen auf Israel abgeschossen“, rief ein Mann, woraufhin zahlreiche Demonstranten trommelten, jubelten und zum Teil klatschten. Es waren auch die Rufe „Widerstand“ und „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) zu hören.

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