Das Auto gehört zu den Themen, bei denen Emotionen verlässlich hochkochen. Na klar, Deutschland ist Autoland, nicht nur wegen der vielen Hersteller und Zulieferer. Zwei Drittel der Deutschen pendeln mit dem Auto in die Arbeit. Für viele ist es unentbehrlich, für manche weit mehr als Mittel zum Zweck, für andere Hassobjekt, das an Lärm und Umweltzerstörung schuld ist. Kein Wunder also, dass viele Politiker das Auto als Debattenfeld entdeckt haben und kräftig gegen Flottenziele und Verbrenner-Aus wettern.
Natürlich darf man fragen, ob es schlau war, den Verbrenner-Verkauf in der EU faktisch komplett verbieten zu wollen. Es hätte wohl bessere Möglichkeiten gegeben, möglichst viele E-Autos in Europa auf die Straße zu bringen. Doch die aktuelle Auto-Debatte wird so unterirdisch geführt, dass sie niemandem hilft, im Gegenteil: Der Dauerstreit verunsichert die Deutschen, welche Autos sie kaufen sollen – und sie lassen es oft gleich ganz.
Die Verbrenner-Debatte kritisieren deshalb nicht nur Ökonomen, sondern auch der ideologisch unverdächtige ADAC. Denn viel zu oft wird klar, dass es beim Streit weniger um Autofahrer und Autoindustrie, sondern viel mehr um Profilierung, Kulturkampf, Wählerstimmen geht. „Macht endlich Schluss, wir wollen Klarheit für Investitionen“, fordern deshalb viele Autobauer. Doch der Wunsch dürfte unerhört bleiben. Erst 2026 steht die EU-Überprüfung für das Verbrenner-Aus an. Bis dahin wird das Thema weiter für Schnappatmung sorgen.
ANDREAS.HOESS@OVB.NET