Freundlicher Handschlag: Vance (li.) und Walz lieferten sich eine faire Debatte. © dpa
Washington – Freundlicher Handschlag statt feindseliger Attacken – in ihrem TV-Duell haben sich die US-Vizepräsidentschaftskandidaten keinen aggressiven Schlagabtausch geliefert, sondern eine zumeist sachliche Debatte über die zentralen Themen des Wahlkampfes geführt. J.D. Vance und Tim Walz diskutierten Mittwochnacht 90 Minuten lang vor einem Millionenpublikum intensiv über die zentralen Themen des Wahlkampfs, von Migration über Wirtschaft bis hin zu Abtreibung – ohne dass am Ende ein klarer Sieger des Duells festgestanden hätte.
Die beiden Vizes attackierten sich weniger gegenseitig, als dass sie gegen die Präsidentschaftskandidaten des gegnerischen Lagers austeilten. Vance erklärte, dass Harris als Vizepräsidentin wenig zustande gebracht habe und für die alte Regierung unter Joe Biden stehe. Walz warnte mehrfach vor einem Comeback Trumps und erinnerte daran, wie dessen Weigerung zur Anerkennung seiner Wahlniederlage 2020 Chaos und Gewalt zur Folge gehabt hätten.
Zum Ende der Debatte kam er auf diesen Punkt noch einmal zurück und verlangte von Vance das Eingeständnis der Niederlage: „Hat er die Wahl 2020 verloren?“ Vance wich der Frage jedoch aus und entgegnete: „Ich konzentriere mich auf die Zukunft.“
Vance sprach lediglich davon, dass es damals „Probleme“ gegeben habe. In Wahrheit sei Harris „die größere Gefahr für die Demokratie“, da sie Zensur betreibe. Angesprochen auf die Tatsache, dass er früher ein scharfer Kritiker Trumps war und ihn sogar mit Hitler verglichen hatte, sagte Vance: „Ich hatte Unrecht, was Donald Trump angeht.“
Hitzig wurde es bei den Wahlkampfthemen Migration und Abtreibung. Walz warf seinem Kontrahenten vor, Einwanderer „entmenschlichen“ zu wollen, indem er die Mär von haustieressenden Migranten verbreitet habe. Die von Vance verbreitete Falschbehauptung hatte zu erheblichen Spannungen und mehreren Bombendrohungen in der Kleinstadt Springfield im Bundesstaat Ohio geführt.
Der republikanische Senator Vance, der sich während der Debatte mehrfach als gläubiger Katholik und liebevoller Familienvater dreier Kinder präsentierte, äußerte die Erwartung, dass niemand die vom Supreme Court verfügte Abschaffung des landesweiten Rechts auf Abtreibung rückgängig machen wolle – „obwohl ich weiß, dass die Demokraten eine sehr radikale pro-Abtreibungshaltung eingenommen haben“.
In den Umfragen zur Wahl am 5. November liegen Trump und Harris praktisch gleichauf. Sowohl Vance als auch Walz wurden von ihren Chefs als Vizekandidaten ausgewählt, um in ihren Heimatregionen im Mittleren Westen Stimmen in der überwiegend weißen Arbeiterschicht zu gewinnen.