Wien – Nach der Parlamentswahl in Österreich hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Freitag den Parteichef der rechtspopulistischen FPÖ, Herbert Kickl, zu Gesprächen über eine mögliche Regierungsbildung getroffen. Eine Erklärung dazu ist allerdings erst für Samstag geplant, sagte Kickl anschließend. Auch der Bundespräsident äußerte sich zunächst nicht zu dem Gespräch mit dem FPÖ-Chef.
Die Rechtspopulisten unter Kickl waren bei der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag zur stärksten Kraft geworden. Der direkt gewählte Bundespräsident ist laut Verfassung aber nicht verpflichtet, dem Spitzenkandidaten der stärksten Fraktion den Auftrag zur Regierungsbildung zu geben. Alle anderen Parteien schließen eine Koalition mit der FPÖ unter einem Kanzler Kickl bisher aus.
Kickl beansprucht das Kanzleramt allerdings für sich. Seine FPÖ hatte bei der Parlamentswahl laut dem vorläufigen Endergebnis 28,85 Prozent der Stimmen erreicht und wurde damit erstmals stärkste Kraft. Die konservative ÖVP von Bundeskanzler Karl Nehammer liegt mit 26,3 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von der sozialdemokratischen SPÖ mit 21,1 Prozent, den liberalen Neos mit 9,1 Prozent und den Grünen mit 8,2 Prozent. Üblicherweise geht der Auftrag der Regierungsbildung an den Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei. Zuletzt hatte Van der Bellen jedoch verlauten lassen, Kickl den Auftrag nicht automatisch zu erteilen.