Knapp daneben. An den Besucher-Rekord vom vergangenen Jahr knüpft die Wiesn nicht an. Trotzdem kamen 6,7 Millionen Menschen zum Feiern und Bummeln. Stattlich, denn das diesjährige Oktoberfest dauerte nur 16 statt 18 Tage. Sieben Millionen Liter Bier tranken die Besucher, ebenfalls nur knapp weniger als 2023. Und das, obwohl die Mass heuer in den meisten Festzelten über 15 Euro gekostet hat – und der Aufschrei vorab groß war.
Nicht nur der Bierdurst ist ungebremst. Hendl, Bratwürscht und Mandeln – auch diese Volksfest-Klassiker waren gefragt wie eh und je. Wiesn ist nur einmal im Jahr, scheint das Credo zu sein. Das Leben wird ja ohnehin immer teurer. Wer eine Auszeit von all dem Kummer und Krisen unserer Zeit sucht, der pfeift wohl auf die Inflation. Das hat auch schon der Andrang beim Konzertsommer in München oder bei der Fußball-EM gezeigt.
Da fragt man sich, wann bei den Preisen mal die Schmerzgrenze erreicht ist. Wie viel darf eine Scheibe Rindsbraten mit Knödl kosten? 36 Euro sind offensichtlich für viele noch tragbar. Trotzdem: Wer weiterhin Besucherrekorde schreiben will, sollte dafür sorgen, dass das Oktoberfest auch wirklich ein Fest für alle bleibt. Warum also den Bierpreis im nächsten Jahr nicht mal konstant halten? Auch wenn das Wunschdenken bleiben dürfte – denn das gab‘s zuletzt 2002 und 2003. Da kostete die Mass noch 6,80 Euro.
Positiv hingegen: Polizei und Sanitäter melden jeweils rund ein Viertel weniger Einsätze. „Schee, dass Ihr da seids“, war laut Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner der Satz, den Einsatzkräfte am häufigsten gehört haben. Dass die Wiesn friedlich geblieben ist, ist angesichts des vereitelten Terroranschlags kurz vor dem Oktoberfest die beste Nachricht überhaupt. Dafür dürfen sich die Einsatzkräfte auf die Schulter klopfen. Auch wenn bei den Kontrollen am Eingang durchaus noch Luft nach oben ist. Da blieben viele Taschen unbeachtet – während beim Kinderwagenverbot ganz genau hingeschaut wurde.
CORNELIA.SCHRAMM@OVB.NET