KOMMENTAR

Der General gibt auf

von Redaktion

SPD: Kevin Kühnert tritt zurück

Es ist nur Tage her, da wurde SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert in einem Interview gefragt, warum in seiner Partei, anders als bei den Grünen, keine personellen Konsequenzen gezogen würden aus den jüngsten Wahlkatastrophen. Seine Antwort klang müde. Vielleicht, weil er da schon mit sich und der Frage rang, ob er den Belastungen des aufziehenden Wahlkampfs mental gewachsen sein würde? Auch ließ Kühnert es nicht an kritischen Hinweisen Richtung Kanzler fehlen, ein SPD-Sieg werde „nicht wie eine Sternschnuppe“ vom Himmel fallen. Seit gestern gibt es Gewissheit: Der 35-Jährige verlässt die Politik, vielleicht für immer.

Die Bundespolitik verliert mit Kühnert eines ihrer großen Talente, die SPD eine Zukunftshoffnung, die Ampel ein Schwergewicht. Politik ist ein knochenhartes Geschäft mit kräftezehrenden 16-Stunden-Tagen. Um hier bestehen zu können, braucht es eine starke Gesundheit und eisernen Siegeswillen. Kühnert fehlte zuletzt wohl beides.

Natürlich wird Olaf Scholz versuchen, dem wortgewaltigen Grünen Habeck nachzueifern und den Rücktritt unter allerlei Respektsbekundungen als Chance zum Neuanfang zu verkaufen. Doch muss sich der Kanzler fragen, ob sein Rückzug der SPD nicht dienlicher wäre als der seines Generals. Während immer mehr Ampel-Größen den Notausgang wählen, schleppt sich die Regierung ihrem Ende entgegen.

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