Zwölf Jahre Haft für Ex-Stasi-Mann gefordert

von Redaktion

Berlin – Rund 50 Jahre nach einem tödlichen Schuss am damaligen DDR-Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße in Berlin hat die Staatsanwaltschaft zwölf Jahre Haft für einen Ex-Stasi-Mitarbeiter gefordert. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft haben sich die Vorwürfe der Anklage bestätigt. Der 80-Jährige aus Leipzig habe sich des heimtückischen Mordes schuldig gemacht. Das Landgericht Berlin will sein Urteil am 14. Oktober sprechen.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat der damalige Oberleutnant am 29. März 1974 das 38 Jahre alte Opfer hinterrücks an dem belebtesten Grenzübergang erschossen. Der Angeklagte habe zur Tatzeit einer Operativgruppe des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit angehört und sei mit der „Unschädlichmachung“ des Polen beauftragt worden, nachdem dieser per Bombendrohung seine Ausreise habe erzwingen wollen.

Die Verteidigerin des deutschen Angeklagten forderte Freispruch. Es sei nicht erwiesen, dass ihr Mandant der Schütze sei. Zudem handele es sich um Totschlag, nicht Mord. Der getötete Pole habe angesichts der von ihm inszenierten Bombendrohung nicht arglos sein können. Der Angeklagte schwieg vor Gericht. Die Verteidigerin erklärte, ihr Mandant bestreite die Vorwürfe.

Die Ermittlungen kamen jahrelang nicht voran. Laut Staatsanwaltschaft Berlin gab es erst 2016 den entscheidenden Hinweis zur Identität des Schützen aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv. Zunächst ging die Behörde von Totschlag aus, die Tat wäre verjährt gewesen. Jetzt sieht sie das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt.

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