Ein Trump-Anhänger am Wochenende in Coachella. © Tama/AFP
Washington – Eine Analyse der letzten 20 Wahlkampf-Auftritte von Donald Trump kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Seine rassistische Wortwahl steigerte sich jeden Monat. Bis hin zu menschenverachtenden Vergleichen: Migranten seien „Ratten“ und „Ungeziefer“. „Das sind nicht nur Nazi-ähnliche Ausdrücke, das ist Nazi-Sprache pur“, sagt Robert Jones, der Gründer des Public Religion Research Institutes, dem US-Magazin Politico. „Hitler verwendete die Worte ‚Ungeziefer‘ und ‚Ratten‘ in Mein Kampf, wenn er über Juden sprach. Das sind keine zufälligen Bezüge. Wir wissen aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts, wohin solch eine Wortwahl führt.“
Die Politico-Analyse zeigt: Während Trump in seinen früheren Wahlkämpfen damit warb, eine Mauer zu bauen, um neue Migranten-Zuwanderung zu verhindern, geht es ihm jetzt darum, Menschen, die schon in den USA leben, in Lager zu sperren und dann zu deportieren. Trump bezieht sich dabei auf den Alien Enemies Act (Gesetz zu feindlichen Ausländern), das US-Präsidenten im Kriegsfall ermächtigt, Ausländer in Sammellagern festzuhalten und auszuweisen.
Wie die Nazis spricht Trump auch davon, dass Weiße „gute Gene“ hätten, Farbige „schlechte Gene“. Um den „Kriegszustand“ zu begründen, erfindet er Bedrohungen durch angebliche kriminelle Gangs aus Venezuela, die in der Stadt Aurora (Colorado) bereits die Macht übernommen hätten – auch wenn das die örtlichen Behörden entschieden dementieren. Der Ex-Präsident nannte seine demokratische Rivalin Kamala Harris eine „Kriminelle“ und äußerte die Falschbehauptung, dass es venezolanischen Banden in Colorado erlaubt worden sei, auf Polizisten zu schießen.
Die New Yorker Geschichts-Professorin Ruth Ben-Ghiat erklärt, dass Trump seit 2015 „Schritt für Schritt den Hass auf bestimmte Bevölkerungsgruppen“ steigere: „Einwanderer werden mit Verbrechen gleichgesetzt. Anfangs ging es darum, dass sie den Weißen die Jobs wegnehmen würden. Aber jetzt sind sie Tiere, die uns töten und uns und unsere Haustiere aufessen würden“, so die Historikerin. Das solle die Leute darauf vorbereiten, dass „was immer auch den Migranten getan wird – Massen-Deportationen, Einsperren in Camps – in Ordnung ist“.
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris sieht sich genötigt, auf die durch Trump und rechte Online-Medien aufgeheizten Migrations-Sorgen zu reagieren. So hat sie angekündigt, beim Kampf gegen Schlepper und grenzüberschreitenden Drogenhandel härter vorzugehen und auch das Asyl-Recht stärker zu beschneiden als die Biden-Regierung. Ob das hilft gegen Trumps düstere Szenarien? Sollte Harris für vier Jahre Präsidentin sein, würden „200 Millionen Menschen“ ins Land kommen. Harris importiere eine „Armee von Kriminellen aus den Kerkern und Irrenhäusern der Dritten Welt“, sagte Trump bei seinem Wahlkampf-Auftritt am Wochenende in Aurora.
KLAUS RIMPEL