Die Zahlen sind eindeutig: In Desinformation sehen Menschen weltweit die größte Gefahr für unsere Gesellschaft. Das zeigt eine Umfrage des bekannten Weltwirtschaftsforums. Noch vor Migration und Klimawandel sind es die richtigen oder eben falschen Narrative über genau diese Themen, welche die Diskussion zunehmend bestimmen.
Desinformation – also das absichtliche Verbreiten falscher Information – prägt Debatten: Wenn Trump behauptet, dass Migranten in Springfield Haustiere essen, kann man darüber lächeln, weil die Falschinformation offensichtlich ist. Erfinder von Fake News treiben aber nicht einfach nur Unfug oder wollen mit schnellen Klicks Geld verdienen. Desinformation ist zur Waffe gegen unsere Gesellschaft geworden. Man muss es so deutlich sagen: Russland führt Krieg gegen Deutschland. Nicht mit Panzern und Raketen, sondern mit Hackern und Propaganda in Sozialen Netzwerken. Ziel ist die Destabilisierung der Gesellschaft, indem sie Unruhe und Misstrauen säen.
Politik und Gesellschaft müssen Desinformation besser bekämpfen. Wer Fake News nicht entgegentritt, lässt ihre Wirkung zu: Botschaften, die unwidersprochen bleiben, verfangen – selbst wenn Menschen wissen, dass sie falsch sind. Denn die Botschaft bleibt noch hängen, wenn der Kontext schon verblasst ist. Das Gegenmittel ist klar: Laut und deutlich gegen Desinformation einstehen. Medien mit etablierten Qualitätsstandards kommt dabei besondere Verantwortung zu, weil lokale und regionale Marken in Studien immer noch ein hohes Vertrauen genießen. Dem stehen die Millionen-Budgets russischer Trollfabriken oder populistischer Akteure gegenüber.
Daher sind auch politische Schritte notwendig: Kinder müssen in der Schule Medienkompetenz noch besser lernen, bestehende Gesetze müssen durchgesetzt werden und Fake-Accounts in Sozialen Netzwerken schnell gesperrt werden. Australien hat ein Gesetz „zur Bekämpfung von Falschinformationen“ auf den Weg gebracht. Und manchmal braucht es die Konsequenz, die der brasilianische Richter Alexandre de Moraes gezeigt hat, der sich mit Elon Musk angelegt hatte und X (ehemals Twitter) hat sperren lassen. Musk nannte den Richter einen „bösen Diktator“ – und gab nach.
MARKUS.KNALL@OVB.NET