Wer hätte gedacht, dass eines Tages ausgerechnet der erfolgsverwöhnte Flughafen München, der früher einen Rekord nach dem anderen vermeldete, zum Symbol einer Krise werden würde? Aber ja, er steht nach Kofferchaos und Warteschlangen jetzt sinnbildlich für die bröckelnde Infrastruktur, die Deutschland neben anderen Faktoren ein Stück weit lähmt.
Wer es noch nicht weiß: Deutschland hat ein massives Problem mit der Infrastruktur. Die Bahn, die Flughäfen, die Straßen/Brücken und ja auch die Digitalversorgung erfordern Geld in einer Größenordnung, die unorthodoxe Lösungen und kreative Ideen erfordert. Auch deswegen wird das Aufweichen der Schuldenbremse wahrscheinlicher. Es wäre jedenfalls zu hoffen, dass im Wahlkampf nicht nur über die besten Konzepte zur Steuerung der Migration gestritten wird. Sondern auch über Themen der Daseinsvorsorge, wozu die Versorgung mit Post und Energie ebenso zählt wie Bahn und Flughäfen. Das sind trockene, sperrige Themen, gewiss, aber Fragen, die über Wohlstand entscheiden.
Das entlässt das Münchner Flughafen-Management freilich nicht von der Aufgabe, schon jetzt zu handeln. Ein Ansatz: bessere Bezahlung, am besten tarifgebunden auch bei Subfirmen. Der Flughafen ist zum Eldorado für Niedriglöhner geworden. Über die aktuellen Schlechtleistungen hat sich eine ganze Menge Ärger angestaut. Der Flughafen-Chef kann froh sein, dass sein Vertrag schon vorzeitig 2023 verlängert worden ist. Sonst würde sein Stuhl jetzt wackeln.
DIRK.WALTER@OVB.NET